Für Rekruten ist die Armee aufgrund der brutalen Initiationsriten ohnehin ein Feindbild. Die Brutalitäten nahmen in den vergangenen Jahren zu. Der Verteidigungsminister, erster Zivilist auf diesem Posten, hat in heiklen Situationen auch kein Krisenmanagement bewiesen. Als dem schwer misshandelten Rekruten Andrej Sytschew im Vorjahr Beine und Genitalien amputiert wurden, winkte Iwanow ab: "Wäre etwas Ernsthaftes passiert, würde ich davon wissen." Es kam später Präsident Wladimir Putin selbst zu, von einer Tragödie zu sprechen.
Überhaupt ist Putin Iwanows große Stütze. Iwanow gehört dem Kreis der engsten Vertrauten des Kremlchefs an. Die gemeinsame Vergangenheit verbindet: Iwanow, wie Putin aus St. Petersburg gebürtig, kam schon 1976 - nach dem Anglistikstudium - zum Sowjetgeheimdienst KGB. In der Kaderabteilung im damaligen Leningrad arbeitete er mit Putin zusammen. Anfang der 80er-Jahre war Iwanow in der Sowjetbotschaft in London, vermutlich zur Auslandsaufklärung. Iwanow selbst, der fließend Schwedisch spricht, dementierte mehrmals Informationen, er habe in Schweden gearbeitet. Die offizielle Biografie nennt Aufenthalte in Helsinki und in Kenia.
Auch in den 1990ern arbeitete der verheiratete Vater zweier Söhne an der Seite von Putin, wurde 1998 dessen Vize an der Spitze des Inlandsgeheimdienstes FSB. 1999 stieg er zum Sekretär des Sicherheitsrates auf, um zwei Jahre später unter Putin das Verteidigungsressort zu übernehmen. 2005 folgte die Ernennung zum gewöhnlichen Vizepremier.
Gerade Iwanow wurde zuletzt im Westen vermehrt mit dem russischen Militarismus assoziiert: Sein Ressort liefert Waffen in Paria-Staaten, artikuliert den Widerstand gegen die Nato-Osterweiterung und droht mit dem Austritt aus Abrüstungsverträgen.