Fillei: "Die Machtdemonstration ist beklemmend."

Foto: GPA-DJP
Eigentlich hätte Andreas Fillei, 34, seines Zeichens KiK-Filialleiter in Villach und frisch gekürter Spitzenkandidat zum Betriebsrat, einige Tage eine Zweigstelle in Niederösterrich unterstützen sollen. Doch die Reise nach Ost-Österreich endete in der fristlosen Entlassung und dem Hausverbot in allen österreichischen KiK- Filialen. Im Gespräch mit Sigrid Schamall spricht er über Macht-Verhältnisse, die Notwendigkeit eines Betriebsrats und über Urängste in der Unternehmensspitze. Kik ließ auf Anfrage von derStandard.at wissen, dass man "aus betriebsinternen Gründen (Betriebsgeheimnisse) keinerlei Stellungnahme zu Angestellten und Angestelltenverhältnissen abgeben" könne.

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derStandard.at: Sie waren viereinhalb Jahre Filialleiter bei KiK in Villach, zwei Tage davon Spitzenkandidat für die Betriebsratswahlen. Seit Mittwoch sind Sie arbeitslos. Wie erfuhren Sie von der "Fristlosen"?

Andreas Fillei: Ich war gebeten worden, in der Zeit von 13. bis 22. Februar in Ternitz in Niederösterreich bei einer Neu-Eröffnung mitzuhelfen. Eineinhalb Tage verliefen ohne Auffälligkeiten, dann wurde ich von einer anderen Filiale angefordert. Dort kam ich allerdings nie an. Der Verkaufsleiter fuhr mich in die Firmen-Zentrale. Als Begründung gab er an, der Geschäftsführer hätte etwas mit mir zu besprechen.

derStandard.at: Das hört sich beinahe wie Kidnapping an. Im Büro des Geschäftsführers Wolfgang Seebacher...

Fillei: ...wurde ich mit dem Vorwurf konfrontiert, es bliebe 'keine andere Wahl', als mich fristlos zu entlassen, nachdem ich der Firma großen Schaden zugefügt hätte. Was für ein Schaden das sein sollte, erwähnte Seebacher nicht. Vermutlich erfahre ich es erst am Arbeitsgericht.

derStandard.at: Zwei Tage zuvor waren die Listen zur Betriebsratswahl ausgehängt worden. Wollte man mit Ihrem Rausschmiss ein Exempel setzen?

Fillei: Die Signalwirkung an die Mitarbeiter muss man wohl nicht beschreiben. Einmalig ist auch, dass alle Mitarbeiter österreichweit von meiner Kündigung schriftlich informiert wurden. Mir selbst drohte Seebacher mit 'Klagen bis ans Lebensende', sollte ich je wieder Kontakt zu einem Filial-Mitarbeiter aufnehmen.

derStandard.at: Private Freundschaften über die Firma mit eingeschlossen?

Fillei: Es sieht so aus, als ob private Telefongespräche in Österreich verboten wären.

derStandard.at: Wie geht es Ihnen persönlich mit dieser Vorgehensweise?

Fillei: Die Machtdemonstration ist beklemmend.

derStandard.at: Wo sehen Sie Kritik an den Arbeitsbedingungen bei KiK?

Fillei: Die Mitarbeiter sollten über ihre Rechte und Möglichkeiten informiert werden, was zu mehr Identifikation mit dem Unternehmen und letzten Endes auch zu gesteigerter Leistung führen würde. Fristlose Entlassungen sind sicher keine vertrauensfördernden Maßnahmen. Es liegt mir aber fern, das Unternehmen in der Öffentlichkeit schlecht zu reden.

derStandard.at: KiK stemmt sich offenbar immer noch gegen einen Betriebsrat.

Fillei: Ich denke, die Vorgabe geht von Deutschland aus, wo Betriebsräte wesentlich mehr Macht und Einfluss haben als in Österreich. Das löst offenbar eine Urangst aus. Wäre ich Geschäftsführer, würde ich bei der Anzahl von Mitarbeitern und der komplexen Struktur bei KiK den Betriebsrat als Kommunikations-Mittel zwischen Führungsspitze und Belegschaft sehen.

Im Herbst 2005 wurde bereits ein Wahlvorstand für die Betriebsratswahl gewählt. Eineinhalb Jahre geschah nichts. Ende Jänner leiteten KiK-Mitarbeiter eine neuerliche Wahl ein. Binnen kürzester Zeit erwachte der Wahlvorstand aus seinem Schlaf und gab die Ausschreibung einer Betriebsratswahl bekannt. Zu der Zeit befand ich mich bereits in Niederösterreich.

derStandard.at: Die heutige E-Mail-Protestaktion hat gezeigt, dass Sie viele Unterstützer haben.

Fillei: Die Solidarität tut gut. Alles andere müssen die Gerichte entscheiden.

derStandard.at: Was wird aus der Betriebsratswahl?

Fillei: Mein vordringlichstes Ziel ist es nach wie vor, selbst zu kandidieren. Ich werde dafür alle rechtlichen Mittel ausschöpfen. Die Frist für die Betriebsratsliste läuft am 26. Februar ab. Die Zeit drängt also.

derStandard.at: Sollten Sie mit dem Versuch, die Kündigung rückgängig zu machen, scheitern, wie geht es weiter?

Fillei: Es gibt keinen Plan B.