Berlin - Gerade hat das deutsche Verfassungsgericht entschieden, dass heimlich vorgenommene Vaterschaftstests vor Gericht auch weiterhin keine Gültigkeit haben, da denkt die deutsche Justizministerin Brigitte Zypries (SPD) schon an den nächsten Schritt: Sie will nach diesem Urteil ein heimliches Testen unter Strafe stellen. "Ich bin persönlich der Meinung, dass der unbefugte Umgang mit genetischen Daten grundsätzlich strafrechtlich zu ahnden ist", sagt sie. Schon vor zwei Jahren hat sie sich dafür ausgesprochen, heimliches Testen mit Strafen von bis zu einem Jahr Haft zu ahnden. "Sieg für das Persönlichkeitsrecht des Kindes"

Im Frühjahr will Zypries einen Gesetzesentwurf vorlegen, was ganz im Sinne der Höchstrichter ist. Denn für diese sind zwar heimliche Vaterschaftstests vor Gericht nicht gültig, sie haben aber auch erklärt, der Gesetzgeber müsse zweifelnden Papas die Überprüfung ihrer Vaterschaft erleichtern. Zypries ist mit dem Urteil durchaus einverstanden. Es sei ein "Sieg für das Persönlichkeitsrecht des Kindes". Ihr schwebt nun ein vereinfachter Anspruch auf Klärung der Vaterschaft vor: "Dann könnte er (der zweifelnde Vater, Anm.) klären lassen, ob er tatsächlich der biologische Vater ist, ohne wie bisher seine rechtliche Vaterschaft zu verlieren, wenn der Test ergibt, dass er nicht der leibliche Vater ist."

Unterstützung für Zypries kommt aus der CSU. Auch Bayerns Justiziministerin Beate Merk findet es gut, wenn Väter mehr Rechte bekommen. Man müsse "einen Rechtsanspruch auf Durchführung eines offenen legalen Abstammungstests" schaffen. Die bayerische Staatsregierung hat bereits einen Entwurf erarbeitet und will sich nun dafür einsetzen, dass dieser vom Bund übernommen wird.

Doch es gibt auch Befürworter von heimlichen Tests. So meint der rechtspolitische Sprecher der Union, Jürgen Gehb, dies sei "ein vernünftiges Verfahren im Vorfeld, weil dies auch eine befriedende Wirkung für die Ehe haben kann". Könne der Mann seinen Verdacht nur vor Gericht klären und erweise sich selbiger dann als falsch, dann sei die Partnerschaft ruiniert.

In nächster Zeit könnten Vaterschaftstests wieder Hochkonjunktur haben. Die Fußball-WM im Sommer hat in Deutschland einen Baby-Boom ausgelöst. Ärzte und Hebammen registrieren bis zu 15 Prozent mehr Schwangerschaften. (bau, DER STANDARD Printausgabe 15.2.2007)