Linz – Langsam und vor allem mit einjähriger Verspätung kommt jetzt Licht in den Fall der verwahrlosten Mädchen vom Linzer Pöstlingberg. Doch auch wenn von behördlicher Seite bereits eine "Verkettung von Fehlern" eingestanden wurde, bleibt eine entscheidende Rolle in dem Drama nach wie vor im Dunklen. Der Vater schweigt eisern zum Schicksal seiner Töchter. "Im Interesse meiner Kinder gebe ich keinen Kommentar ab", so die knappe Antwort des bekannten Linzer Richters auf Anfrage des Standard am Mittwoch.

Fakten sind klar

Äußern wollte sich der Vater auch nicht zu den jüngsten Vorwürfen, er hätte die Übernahme der Obsorge für seine drei Töchter verweigert. "Es ist rein meine Sache, darum sage ich auch nichts dazu." Doch auch ohne eine Stellungnahme sind die Fakten klar. Als sich im Jahr 2005 die Situation im Haus der Mutter so dramatisch zugespitzt hatte, dass eine Abnahme der zu diesem Zeitpunkt bereits psychisch schwer kranken Mädchen unausweichlich war, traten Jugendwohlfahrt und Pflegschafts-Gericht an den Vater heran. Ihm wurde nahe gelegt, die Obsorge seiner Kinder zu übernehmen. "Er hat aber mit der Begründung, die Mutter hätte ihm die Kinder entfremdet, abgelehnt", erinnert sich Peter Binder aus dem Büro von Oberösterreichs Soziallandesrat Josef Ackerl (SPÖ).

Behörden beruhigt -"Schwierige Ex-Frau"

Doch auch in den Jahren zuvor hat der Vater, laut vorliegender Akten, des Öfteren bei den Behörden interveniert. Als die Mutter 2001 erstmals wegen psychischer Probleme in Behandlung war und sich die Jugendwohlfahrt ins Familienleben einklinkte, habe er die Behörden immer wieder beruhigt. In einer Aktennotiz wird der Vater mit den Worten "Es gibt keine Probleme und keinen Handlungsbedarf, außerdem war meine Ex-Frau schon immer schwierig" zitiert.

Besuchsrecht für Töchter

Interessant auch der Punkt Besuchsrecht. Im Jahr 2003 beantragte der Vater dieses noch für alle drei Töchter, 2004 wurde das Besuchsrecht auf seinen Wunsch hin nur mehr für die jüngste Tochter erteilt.

Jugendpsychiater verärgert

Ins Kreuzfeuer der Kritik geriet jetzt auch der mit dem Fall seit Jahren betraute Linzer Jugendpsychiater Werner Gerstl. Ihm wurde eine "freundschaftliche Beziehung" zur Mutter nahegelegt. "Ein hirnverbrannter Blödsinn. Ich kenne die Mutter nur von den Gerichtsterminen und den Arztbesuchen. Sonst wäre ich ja befangen", ärgert sich Gerstl. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Printausgabe 15.2.2007)