Wien - Die Causa Kärntner Hypo Group Alpe Adria rund um die Swapverluste (330 Mio. Euro) und deren Verbuchung 2004 zieht sich etwas in die Länge.

Laut dem Leitenden Staatsanwalt am Landesgericht Klagenfurt, Gottfried Kranz, sind die Einvernahmen im Rahmen der Vorerhebungen noch im Gange. Auch das vom Gericht in Auftrag gegebene Gutachten, das die Konstruktion der Swaps sowie deren "Reparatur" und buchhalterische Behandlung erhellen soll, ist noch nicht fertig, "nach meiner vorsichtigen Schätzung wird es im Mai, Juni vorliegen", erklärt Kranz. Danach werde "innerhalb von rund drei Wochen über das weitere Procedere entschieden". Sprich: Bis zum Frühsommer wird die Staatsanwaltschaft über eine etwaige Anklageerhebung befinden und der Oberstaatsanwaltschaft ihren Vorhabensbericht vorlegen.

Der Bilanzmanipulation verdächtig sind Ex-Bankchef Wolfgang Kulterer (heute Hypo-Aufsichtsratschef), die Ex-Vorstände Thomas Morgl und Günther Striedinger sowie Ex-Treasury-Chef Christian Rauscher (Verdacht der Untreue). Für sie alle gilt die Unschuldsvermutung.

Anhand Kulterers Darstellung (er wurde am 5. Dezember einvernommen) lässt sich erahnen, wie lange es gedauert hat, bis den Bankern das Risiko und der Schaden aus den Spekulationsgeschäften bewusst wurden. Salopp gesagt, waren die neuen Produkte, mit denen die Banker handelten, in der Hypo selbst gar nicht bewertbar. Der Treasury-Chef habe ihre "Gefährlichkeit ja selbst nicht erkannt".

Der Vorstand wiederum musste 14 Tage warten, bis er von seinen Geschäftspartnern in Erfahrung gebracht hatte, mit wie viel man bei den Swaps unter Wasser geraten war. Erst am 14. Dezember 2004, also Wochen nach Bekanntwerden der Probleme, lag ihm der Bericht vor, wonach man damals bei einem Minus von 291 Mio. Euro gelandet war. Bis Ende Februar 2005 wurden die Swaps repariert, diese Stabilisierung sei plausibel durchgeführt worden. Kulterer geht davon aus, dass diese Geschäfte nicht in der Bilanz aufscheinen müssen, daher hat er weder Wirtschaftsprüfer noch Aufsichtsrat informiert.

Entspannung

Heute herrschen in der Bank zivilisiertere Zustände. Auch die Eigenmittel-Quoten werden wieder erfüllt; zumal der deutsche Vermögensverwalter Thilo Berlin bis Ende Februar 250 Mio. frisches Kapital aufstellen wird. Bis dahin könnte auch der Endbericht der neuesten Notenbank-VorOrt-Prüfung fertig sein. Die Prüfer gehen davon aus, dass die Hypo "ihren Risikoappetit verringern wird". Indiz dafür: der anstehende Verkauf der kroatischen Hypo-Tochter Consultants. In ihr sind kroatische Immobilienprojekte "geparkt" - und deren Wert beurteilen die Prüfer weit kritischer als die Banker. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.2.2007)