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Foto: AP/Koji Sasahara
Warschau - Polen hat im Jahr 2006 so viele ausländische Investitionen angezogen wie noch nie in seiner Geschichte. Mit 11,3 Mrd. Euro, so die vorläufigen Daten der Nationalbank in Warschau, wurde das bisherige Rekordjahr 2004 um knapp 1,4 Mrd. Euro übertroffen.

Vor allem bei Investitionen von Elektronik-Produzenten verzeichnete Polen bedeutende Zuwächse. Dell und Sharp kündigten an, neue Fabriken mit jeweils 3.000 Mitarbeitern zu bauen. Auch bei Autobauern und -zulieferern ist Polen als Standort weiter beliebt - der japanische Autokonzern Toyota und der ebenfalls japanische Reifenhersteller Bridgestone haben Investitionen angekündigt.

Die seit dem Zusammenbruch des kommunistischen Wirtschaftssystems kumulierte Summe der ausländischen Investitionen in Polen beträgt inzwischen rund 83 Mrd. Euro. Dies entspricht 1.700 Euro pro Einwohner - weniger als die Hälfte des Wertes in Tschechien oder Ungarn.

Pluspunkte

Polen hat in den Augen ausländischer Investoren drei Pluspunkte, erklärt Leszek Kasek, Ökonom der Weltbank: "Das sind das dynamische Wachstum der Produktivität in der Industrie, ein großer Absatzmarkt und weiterhin die für europäische Verhältnisse billige Arbeitskraft." Nach Ansicht von Kasek handelt es sich bei einem beträchtlichem Teil der Rekordinvestitionen um wieder investierte Gewinne, die von den Firmen in Polen erzielt wurden.

Praktisch keine Rolle für die ausländischen Investitionen spielte dagegen die Privatisierung. Statt der geplanten 5,5 Mrd. Zloty (1,4 Mrd. Euro) nahm der Staatshaushalt nur 621 Mio. Zloty an Privatisierungserlösen ein.

Experten weisen darauf hin, dass der Konkurrenzkampf um internationale Investitionen durch den EU-Beitritt weiterer osteuropäischer Länder schon heuer härter sein wird. "Wir müssen unser Schulwesen von Grund auf reformieren, auch die Berufsausbildung", rät deshalb zum Beispiel Miroslaw Proppe, Direktor bei KPMG in Polen. Denn schon jetzt würden die Spezialisten auf manchen Gebieten knapp.

Im vergangenen Jahr wurde außerdem mit 3,3 Mrd. Euro ein Rekord bei den Investitionen polnischer Firmen im Ausland verzeichnet. Dieses Ergebnis kam vor allem durch die 1,8 Mrd. Euro schwere Übernahme der Öl-Raffinerie im litauischen Mazeikiu durch den Orlen-Konzern zustande. (APA)