Lissabon - Portugal will sich bei der Lockerung seiner restriktiven Abtreibungsgesetze an der Regelung in Deutschland orientieren. Es sei unter anderem vorgesehen, eine Beratungspflicht für Frauen einzuführen, die einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen lassen wollten, verlautete aus Kreisen der regierenden Sozialistischen Partei (PSP).

Bei einer Volksabstimmung am Sonntag hatten 59,3 Prozent der Teilnehmer für die Einführung einer Fristenregelung votiert. Da die Beteiligung jedoch unter 50 Prozent lag, muss das Vorhaben im Parlament behandelt werden. Ministerpräsident José Sócrates will das Gesetzesprojekt, wonach Schwangerschaftsabbrüche künftig bis zur zehnten Woche straffrei sein sollen, nicht unverändert von den Abgeordneten verabschieden lassen.

"Nachdenkfrist"

Der sozialistische Regierungschef will nach Presseberichten vom Dienstag vielmehr Änderungen vornehmen lassen und eine möglichst breite Übereinstimmung erreichen. Dazu sei geplant, die in Deutschland vorgesehene Beratungspflicht zu übernehmen, hieß es. Außerdem sollten - ebenso wie in der Bundesrepublik - Frauen nach einer Beratung wenigstens drei Tage darüber nachdenken, ob sie eine Abtreibung vornehmen lassen wollen.

Bisher ist Portugal eines der Länder mit den strengsten Abtreibungsgesetzen in Europa. Schwangerschaftsabbrüche sind nur erlaubt, wenn eine Frau vergewaltigt wurde, ihr Leben in Gefahr ist oder das Kind schwer behindert zur Welt kommen würde. (APA/dpa)