Wien - Der Mittelstandsfinanzierer UIAG, früher Großaktionär der 2002 pleite gegangenen Buchhandelskette Libro soll 1999 Anteile an der Elektrohandelskette Niedermeyer vorzeitig an max.mobil verkauft und damit möglicherweise ein Vorkaufsrecht des Niedermeyer-Minderheitsgesellschafters Christian Niedermeyer umgangen haben, berichtet das "profil" in seiner aktuellen Ausgabe. Die damaligen Libro-Aufsichtsräte Kurt Stiassny und Christian Nowotny bestreiten die Vorwürfe, es gilt die Unschuldsvermutung.

Die auf einer anonymen Anzeige beruhenden Untersuchungen sind ein Nebenprodukt der nach wie vor laufenden gerichtlichen Voruntersuchung rund um die Libro-Insolvenz. Der kompliziert organisierte vorzeitige Verkauf von einem 15-Prozentanteil an die damalige max. mobil (heute T-Mobile)erfolgte über eine Libro-Tochter und könnte dazu gedient haben, das Vorkaufsrecht von Niedermeyer zu umgehen, schreibt "profil". Die Elektrohandelskette gehörte damals zu 60 Prozent der UIAG und noch zu 40 Prozent Niedermeyer.

Vorkaufsrechte

Uni-Professor Christian Nowotny, damals stellvertretender Aufsichtsratschef, sieht die Vorgänge als rechtmäßig an. Auch Stiassny, nach wie vor UIAG-Vorstandschef, hält das Vorgehen für korrekt. In einer von "profil" zitierten Stellungnahme gegenüber der Kriminalpolizei erklärt Stiassny, dass es Sinn des Verkaufs des Pakets an die Libro-Tochter gewesen sei, "dass bei einem Verkauf der Status 9 (Libro-Tochter, Anm.) inklusive der Beteiligung bei den übrigen Gesellschaftern keine Vorkaufsrechte (durch Niedermeyer, Anm.) schlagend wurden." Stiassny war am Sonntag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Das Gutachten zur Insolvenz der österreichischen Buch- und Papierhandelskette Libro des Sachverständigen Martin Geyer ist laut "profil" mittlerweile bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt eingegangen. (APA)