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Der "heilige" Charles wird am Montag groß gefeiert.

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Charles Darwins Geburtstag am 12. Februar ist in den USA ein beliebter Anlass, um mit Humor, Pop und guten Argumenten gegen Kreationismus und Wissenschaftsfeindlichkeit zu streiten. Auch in Österreich gibt es am Montag erste Darwin-Day-Aktivitäten.

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Vor sieben Jahren begann es mit einer Handvoll Veranstaltungen. Heuer sind rund um den 12. Februar Hunderttausende auf den Beinen, um gegen Wissenschaftsfeindlichkeit ein Zeichen zu setzen.

Gefeiert wird der 1809 geborene Vater der Evolutionslehre inzwischen in aller Welt. Vor allem aber in den USA, wo evangelikale Christen ungeachtet von Rückschlägen vor Gericht weiterhin versuchen, die Evolution aus dem Biologieunterricht zu verbannen oder ihre kreationistischen Theorien zumindest gleichberechtigt in die Lehrpläne zu boxen. Von diesem Kulturkampf handelt der Dokumentarfilm "Flock of Dodos", der dieser Tage in vielen US-Städten zu sehen ist.

Der Darwin Day wird indes nicht nur in Kinosälen, Wissenschaftsmuseen und Universitäten, sondern auch in Kirchen begangen: Mindestens 500 Gottesdienste zwischen Los Angeles und New York werden an diesem Sonntag dem Andenken Darwins gewidmet.

Keine Bedrohung

"Wissenschaft ist keine Bedrohung für den Glauben. Niemand muss sich zwischen Evolution und Religion entscheiden", steht in einem Aufruf, den mehr als 10.000 US-amerikanische Priester und Gemeindeprediger unterzeichnet haben.

"Zuerst mag es lächerlich klingen, Darwins Geburtstag zu feiern, aber es gibt so viele religiöse Feiertage, und die säkulare Bewegung will dem Vordringen der Religion im öffentlichen Leben etwas entgegensetzen", sagt Michael Shermer, Autor eines kürzlich erschienenen Buches "Why Darwin matters" im Gespräch mit dem Standard in Los Angeles.

Am Darwin Day unentgeltlich für die Sache der Wissenschaft zu streiten, ist für ihn Ehrensache. Er fliegt eigens von Kalifornien nach Virginia, um öffentlich mit William Dembski, einem Mathematiker und führenden Theoretiker der Intelligent-Design-Lehre, zu diskutieren.

Es ist nicht das erste Mal. Vor einigen Jahren trafen sich die beiden zufällig am MIT, wo sie unabhängig von einender Vorträge gehalten hatten und danach auf seine Initiative hin gemeinsam auf ein Bier gegangen waren. Die Auseinandersetzung mit den Kreationisten zu meiden, wie das viele Biologen in Europa vorziehen, sei in den USA keine Lösung, findet Shermer: "Wir kämpfen alle auf dem freien Markt der Ideen."

Ungleicher Kampf

Dass die Forscher dabei mitunter arrogant und abgehoben rüberkommen, führt "Flock of Dodos" vor Augen. Die Kreationisten sind allerdings finanziell besser gerüstet. "Hunderte Millionen Dollar fließen von fundamentalistischen Stiftungen", so Shermer etwas neidig.

Lange hatten die Schöpfungsgläubigen auch musikalisch die Nase vorn. Nun hat eine Handvoll Wissenschafter aus San Diego den "Gospel der Wissenschaft" erfunden. Als "Opossums of Truth" singen sie die Ballade von "Charlie Darwin", schrammeln vom Urknall oder warum Atheisten niemals Urlaub haben. Doch am liebsten schmettern sie dieser Tage wieder ihr "Hallelujah Evolution". (Stefan Löffler aus Los Angeles/DER STANDARD, Printausgabe, 10./11. Februar 2007)