Stuttgart - Bei der Bekämpfung von Kinderpornografie hat es nach einem Pressebericht eine Fahndungspanne gegeben. Wie die "Stuttgarter Nachrichten" (Freitag) berichten, konnten in Baden-Württemberg die Wohnungen von mehreren Verdächtigen, die einem in Österreich aufgeflogenen Kinderporno-Ring angehören sollen, noch nicht durchsucht werden. Das österreichische Innenministerium habe die Öffentlichkeit zu früh über die Fahndung informiert, berichtet das Blatt unter Berufung auf deutsche Ermittlerkreise.

"Am 22. August 2006 sind alle involvierten Interpol-Länder inklusive Deutschland informiert worden", sagte Gerald Hesztera, Sprecher des österreichischen Bundeskriminalamtes (BK) zur APA. "Es war also mehr als sechs Monate Zeit." Zudem würden bald die ersten Gerichtsverhandlungen für die Verdächtigen beginnen. "Wir mussten die Öffentlichkeit informieren."

Die deutschen Staatsanwälte befürchten nun, dass die Verdächtigen gewarnt seien und Beweise verschwinden lassen, zumal die österreichischen Behörden zahlreiche Details über den Fall veröffentlicht hätten. "Wir sind fast in Ohnmacht gefallen, als wir das gelesen haben", zitiert die Zeitung einen Ermittler.

Das österreichische Innenministerium hatte am Mittwoch bekannt gegeben, dass weltweit gegen 2.361 Verdächtige ermittelt werde, die sich Filme mit schwerstem sexuellen Kindesmissbrauch aus dem Internet besorgen wollten. Das Landeskriminalamt (LKA) in Stuttgart teilte dem Blatt mit, dass 26 der Verdächtigen in Baden-Württemberg wohnen. Bundesweit wird gegen hunderte Personen ermittelt.

Vor wenigen Wochen war es laut Zeitung zu einer ähnlichen Panne gekommen, als das Landeskriminalamt von Sachsen-Anhalt in Magdeburg die Öffentlichkeit über die Zerschlagung eines Kinderporno-Rings mit bundesweit 322 Beschuldigten informiert habe. Auch damals seien noch nicht alle Wohnungen der 36 Verdächtigen in Baden-Württemberg durchsucht worden. Das LKA in Magdeburg verteidigte sich laut der Zeitung mit dem Hinweis, es habe den Kollegen genug Zeit gegeben. (APA/dpa)