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ÖFB-Präsident Friedrich Stickler trank Kaffee, als er noch glücklich war. Im Unglück forderte er dann ein Gespräch mit Teamchef Josef Hickersberger ein.

Foto: APA/ Artinger
Wien/Ta'Qali - Der Herr Präsident war richtig gut drauf. Vor dem Spiel auf und gegen Malta. Da saß Friedrich Stickler am Mittwoch am Frühstückstisch, trank relativ köstlichen Cappuccino und schwärmte die Journaille an. Wie gut die Stimmung im Team sei, da wachse wirklich etwas zusammen, es herrsche der nötige Ernst, man spüre den Willen, bei der EURO 2008 nahezu Bäume auszureißen. "Ich glaube nicht, dass mich der Eindruck täuscht, ich habe es selbst gesehen." Das war acht Stunden vor Anpfiff im Nationalstadion zu Ta'Qali.

Zeitensprung. Flughafen Valletta, zehn Stunden nach dem Cappuccino beziehungsweise zwei nach dem 1:1.

Der Herr Präsident war richtig schlecht drauf. Ein Wahnsinn sei das gewesen, ein Rückfall auf das Liechtenstein-Niveau, man könne von zwei Schritten rückwärts sprechen. "Die Gruppendynamik muss auf dem Platz sichtbar werden, das war ganz schlimm. Ich will endlich eine Richtung erkennen, der ÖFB hat den Rahmen gegeben."

Weitere Zitate aus dem reichen Schatz: "Da war kein Feuer." "Sie müssen spielen, als ob jetzt schon die EURO wäre." "Ich fürchte mich schon vor den Matches gegen Ghana und Frankreich." "Malta gehört sicher nicht zu den EM-Startern." "Ich bin kein Teamchef, sonst würde ich es ja selber machen." "Ich wäre lieber auf einem höheren Niveau unglücklich." "Ich muss mit Josef Hickersberger reden." Das Gespräch hat übrigens noch im Flieger nach Wien stattgefunden.

Stickler hat sich, so der neutrale Beobachter, nahezu grundlos aufgeregt (obwohl menschlich nachvollziehbar). Denn durch das 1:1 gegen Malta sind Österreichs Chancen auf den EM-Titel weder gesunken noch gestiegen. Es ist praktisch nix passiert. Und Andreas Ivanschitz hat endlich wieder ein Tor geschossen, das unterschied den Kapitän von all den anderen.

Eine Nacht später, also am Donnerstag um die Mittagszeit, hat der Teamchef bilanziert, analysiert, das Geschehen öffentlich verarbeitet. Er, Hickersberger, habe versucht, ihm, Stickler zu erklären, "dass er von völlig falschen Voraussetzungen ausgegangen ist. Spiele im Februar sind immer gefährlich, sie fallen in die Vorbereitungszeit." Und er führte ein lange Liste von Beispielen an: 1:3 gegen Marokko, 0:0 gegen Ägypten, 1:4 gegen Griechenland, 1:1 gegen Zypern und so weiter. Trotzdem mache der Februar Sinn: "Ein Trainingslager mit zunächst nur zwölf Spielern ist besser als gar keines." Am 6. Februar 2008 wird gegen Deutschland getestet. "Ich gehe aber davon aus, dass zu diesem Zeitpunkt die Meisterschaft läuft."

Sendeverbot

Übers Malta-Spiel sagte Hickersberger das, was das Volk hören wollte. "Eins vorweg. Man darf so ein Spiel nicht live im ORF senden. Ein Kurzbericht mit den besten Szenen würde reichen. Der wäre eh nicht lang gewesen." Und dann legte Hickersberger los: "Es war schlecht, von mir aus katastrophal, grausam, verwirrend, technisch arm. Wir kämpfen mit dem Ball, anstatt ihn zu spielen. Es gibt nichts zu beschönigen, so gut ist meine Rhetorik nicht, dass mir das gelänge. Aber es ist eben Vorbereitung."

Nach langer Suche habe er auch Positives entdeckt. Ivanschitz und Joachim Standfest waren auf der rechten Seite fast mehr als bemüht, links konnte der eingewechselte Mattersburger Christian Fuchs durchaus gefallen.

Eine Einzelkritik ersparte sich der Teamchef. Er hat nicht gesagt, dass die Stürmer Roland Linz und Sanel Kuljic die Gefahr eines Karpfens erzeugten, der sich ins Haifischbecken verirrt hat. Dass Freiburg-Legionär Andreas Ibertsberger eben Freiburg-Legionär Andreas Ibertsberger ist.

Der Fußball geht weiter, die EURO bleibt in Österreich und in der Schweiz. Stickler fürchtet den 24. März, wenn Ghana nach Graz kommt. Ihn schreckt noch mehr der 28. März, wenn Österreich in Paris gegen Vizeweltmeister Frankreich antritt.

Hickersberger hat aber keine Angst. "Wir werden viel besser ausschauen, vielleicht werden die Partien im ORF sogar gut rüberkommen." (DER STANDARD, Printausgabe, Freitag, 9. Februar 2007, Christian Hackl)