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Irakisches Restaurant in Amman.

Foto: REUTERS/MUHAMMAD HAMED
Ein großes Porträt von König Abdullah in traditioneller Tracht ziert die Fassade des Restaurants Tabich in einem Neubauviertel von Amman. „Damit wollen wir dem König danken. Er fühlt mit den Irakern und unterstützt uns bei unseren Projekten“, erklärt Herr Bahnan den Personenkult. Er ist einer der vier irakischen Besitzer des Lokals.

Die Einrichtung des Tabich und seine Speisekarte sind eine Kopie des berühmten und seit 30 Jahren erfolgreichen Originals in der Bagdader Sadoun-Straße, die heute wegen der vielen Bombenanschläge auch für Nichtiraker ein Begriff ist. „Wenigstens ihre traditionellen Gerichte sollen die Iraker hier im Exil nicht missen“, sagt Bahnan bei einem Glas irakischen Tees zu seiner Geschäftsidee. Seit acht Monaten gibt es das Tabich.

„Hier im Tabich ist es wie früher in Bagdad. Keiner fragt nach Religion oder Herkunft. Hier sitzen Sunniten, Schiiten, Kurden und Christen an einem Tisch und sind einfach Iraker“, sagt der Geschäftsmann. Er selbst ist Christ. In Bagdad besaß er ein Hotel und eine Firma für Autoersatzteile. 750.000 oder mehr Iraker sollen inzwischen im kleinen Königreich Zuflucht vor der Gewalt in ihrer Heimat gesucht haben. Gleich nach dem Sturz des Saddam-Regimes sind die Reichen gekommen, dann die Mittelschicht, und jetzt sind auch Familien mit wenig Geld an der Reihe.

Mietkosten steigen

„Wer kann, der geht“, beschreibt Bahnan die Hoffnungslosigkeit. Amman ist ein teures Pflaster geworden. Die Preise für Häuser haben sich in kurzer Zeit verdreifacht, entsprechend steigen auch die Mieten.

Die Iraker konzentrieren sich in den westlichen Außenbezirken der wuchernden Zwei-Millionen-Stadt und haben mit ihren Restaurants, Kaffees, Kunstgalerien und Nachtklubs Leben in die verschlafenen Nachbarschaften gebracht. Rabia und Khalda wurden von jordanischen Taxifahrern bereits in Karrada und Jadriya, zwei gute Bagdader Wohnviertel, umbenannt.

Vor allem am Wochenende ist die glitzernde Mekka-Mall Treffpunkt der Iraker. Aus den Lautsprechern klingen die Hits von Kathem al-Zaher, einem berühmten irakischen Popstar, und so sprechen viele Jordanier jetzt von der Bagdad-Mall. „Amman ist für uns wie die Green Zone“, sagt Doktor Saed. Sunnitisch-schiitisch gemischte Familien sind derzeit ganz besonders von religiösen Säuberungen betroffen.

Der Vergleich mit der Green Zone, der hermetisch abgeriegelten Regierungszone von Bagdad, stimmt in doppelter Hinsicht. Amman ist eine Oase der Sicherheit, aber die jordanische Regierung stellt mehr und mehr Hindernisse für den Verbleib auf. Eine Niederlassung ist an strenge Bedingungen geknüpft. Die bekommt nur, wer entweder 75.000 Dollar auf einem Konto hinterlegt, eine Filiale einer irakischen Firma betreibt, bei einem jordanischen Unternehmen angestellt ist oder ein Jointventure eingeht. Alle andern dürfen höchstens für drei Monate bleiben und werden danach offiziell als illegale Einwanderer betrachtet und bestraft. Erste Fälle von Deportationen wurden bereits bekannt.

Langes Exil

Die Hunderttausenden Iraker in Jordanien richten sich aber auf ein langes Exil ein. „Bevor die Menschen mit ihren Familien zurückkehren, muss nicht nur die Sicherheitslage gut sein, es muss auch der Aufbau Fortschritte gemacht haben, denn jetzt ist vom Kindergarten bis zur Universität alles ruiniert. Das dauert im besten Fall zehn Jahre“, wagt Geschäftsmann Bahnan eine Prognose. Deshalb denkt er schon daran, den Exil-Irakern in Ägypten und Bahrain mit einer Filiale des Tabich das Leben in der Fremde erträglicher zu machen. (Astrid Frefel aus Amman/DER STANDARD, Printausgabe, 9.2.2007)