Umfragen erwarten Änderung
Letzte Umfragen prophezeien, dass eine Mehrheit der PortugiesInnen einer Reform zustimmen wird. Doch von Tag zu Tag holen die AbtreibungsgegnerInnen den Rückstand auf. Nach der neuesten Umfrage der Zeitung "Diario de Noticias" ist die Zahl der AbtreibungsbefürworterInnen in der letzten Woche von 72 auf 54 Prozent gesunken. "Schon vor neun Jahren hatten wir beim ersten Referendum zu diesem Thema ähnlich positive Umfrageergebnisse und unsere Anhänger waren so siegessicher, dass keiner mehr zur Wahl ging", erklärt die Abtreibungsbefürworterin Claudia Belchior von der "Bürgerbewegung für das Ja". Damals blieben der Volksabstimmung mehr als zwei Drittel der Stimmberechtigten fern, so dass die vorgeschriebene Mindestbeteiligung von 50 Prozent verfehlt wurde und die Reformierung der Abtreibungsgesetze zudem von einer knappen Mehrheit abgelehnt wurde.
Abtreiben im Untergrund
Nach Angaben Belchiors treiben in Portugal jährlich über 20.000 Frauen illegal "unter unwürdigen Verhältnissen" ab und müssen dafür mit einer Gefängnisstrafe rechnen. Nach Schätzungen der portugiesischen Vereinigung für Familienplanung (APF) liegt die Dunkelziffer sogar noch höher. "Wir gehen jährlich von bis zu 40.000 illegalen Abtreibungen aus, die oftmals von Hebammen oder Krankenschwestern in Privatwohnungen durchgeführt werden, die nur selten den hygienischen Anforderungen einer chirurgischen Operation entsprechen. Das Gesundheitsrisiko für die Frauen ist enorm", erklärt Duarte Vilar von APF und erhält dabei Unterstützung von ganz oben. "Die illegalen Abtreibungen sind eine nationale Schande. Portugal muss seine Rückständigkeit zu den anderen europäischen Ländern wettmachen", empörte sich auch Portugals sozialistischer Ministerpräsident Jose Socrates.
Seit 2002 dutzende Anklagen
Viele Frauen treiben laut Vilar auch ohne ärztliche Kontrolle mit Medikamenten selber ab und landen anschließend mit Komplikationen in öffentlichen Krankenhäusern. Allein im vergangenen Jahr waren es 11.000 Frauen, die sich nachbehandeln lassen mussten und dabei eine Anzeige riskierten. Seit 2002 standen 40 Frauen, ÄrztInnen und Krankenschwestern wegen illegaler Abtreibungen vor Gericht. Zwar entgingen die Frauen einer Gefängnisstrafe, da sie schworen, dass es sich um einen spontane Fehlgeburt handelte. Aber für die AbtreibungsbefürworterInnen ist dieser mündliche Pakt zwischen Justiz und Frauen nicht hinnehmbar. "Dieser Pakt untermalt nur, mit welcher Scheinheiligkeit die portugiesische Bevölkerung dieses Tabu-Thema behandelt", sagt Belchior. Die derzeitige Situation in Portugal sei "absolut inakzeptabel in einem europäischen Land im Jahre 2007", meint die Abtreibungsbefürworterin, die selbst mit 17 Jahren ihr Kind abtrieb.
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