Es ist an der Zeit, den bartlosen Sozialminister ein wenig in Schutz zu nehmen. Viel wurde er für die Inszenierung rund um die Verabschiedung von seinem Haupthaar kritisiert. Von der ÖVP kam die Mahnung, doch endlich zu arbeiten, von Kommentatoren-Seite wurde ein Ende der "Fluffi-Politik" gefordert. Kritik an der Über-Inszenierung von Politikern ist schön und gut, ABER: Hätte der aufdringliche Moderator des derStandard.at-Chats mit Buchinger nicht darauf bestanden, dass er eine Geldsumme nennt, wofür er sich von Bart und Haar verabschieden würde, so trüge er Mähne und Rotzbremse auch weiterhin.

Nun sind jedoch bereits über 12.500 Euro für den lobenswerten Obdachlosenverein neunerHAUS gesammelt worden. Der Sozialminister verabschiedet sich jetzt nicht nur von Haaren und Bart, sondern auch von einer in letzter Zeit öfter gepflegten SPÖ-Tradition Versprechen nicht einzuhalten. Deshalb ist es schon ein wenig hart, wenn er ob seiner Bereitschaft zur Inszenierung für einen guten Zweck mit dem hauptberuflichen Selbstinszenierer KHG verglichen wird.

Politik ist Inszenierung. Es gibt gute und schlechte Inszenierungen. derStandard.at hat Buchinger zu einer Inszenierung gedrängt, die eine Menge Kohle für einen guten Verein bringt. Bei all den Kritikern wollen wir uns dafür herzlich entschuldigen und schwören beim Barte des Buchinger, es nie wieder zu tun. (Rainer Schüller/derStandard.at, 8.2.2007)