In der "S Bar" des Wiener Schauspielhauses wird fein gekocht - ein köstlicher Laksa-Currynudeltopf mit reichlich Sambal Oelek etwa

Fotos: Gerhard Wasserbauer

Foto: Gerhard Wasserbauer
Foto: Gerhard Wasserbauer

Seit einiger Zeit ist es noch schwieriger als bisher, sich rechtzeitig zu Spielbeginn im Zuschauerraum des Wiener Schauspielhauses einzufinden - im angeschlossenen (und auch für Theater-Abstinenzler zugänglichen) Restaurant "S Bar" stehen nämlich neuerdings derart einladende Clubfauteuils herum, dass der Wechsel auf harte Theaterbestuhlung nicht so ohne Weiteres zu argumentieren ist. Noch dazu, wo die Qualität des Essens (auch die der Weine!) hier seit einigen Monaten dramatisch nach oben zeigt.

Ronnie Schütz ist der neue Pächter der Theater-Kantine und auf ersten Blick eher unverdächtig, mit feinen Snacks und ebensolchen Weinen aufzufahren. Der einstige Summerstage-Geschäftsführer ist seit einigen Jahren für die Gastronomie bei Sommerkino, WM-Leinwand und anderen Großereignissen in der Krieau zuständig, wo regelmäßig 500 Gäste und mehr satt und lustig werden wollen.

Verschieden geartete Bedürfnisse

Für das "S Bar" haben Schütz und sein Partner Ali Mirdjavadi sich allerdings Hannes Podingbauer als Koch angelacht, der einst in Oliver Hoffingers Kochwerkstatt gelernt hat und zuletzt mit Meinrad Neunkirchner die feinste Küche fabrizierte, die ein Bierlokal je gesehen hat - in der wunderbaren Spillerner Gastwirtschaft. Im Schauspielhaus wollen freilich ganz verschieden geartete Bedürfnisse unter einen Hut gebracht werden - und das macht Podingbauer ziemlich souverän. Als Snack in der Pause gibt es etwa Croque Monsieur nach der Art von Harry's Bar in Venedig (mit Schinken und Käse-Senf-Creme gefüllt und in Olivenöl gebraten) - alles andere als leicht, aber so was von saugut, oder Club-Sandwich, turmhoch mit Hendl, knusprigem Speck, Cocktailsauce und Grünzeug gefüllt und samt Pommes ein zu Unrecht vergessener Klassiker.

Richtig gut und groß kommt auch der malaysische Curry-Kokos-Suppentopf "Laksa Lemak" zu Tisch, mit reichlich Gemüseschnitzerei, saftigem Hendl und einer Extraportion Sambal Oelek on the side, ideal, um kalte Tage hinter sich zu bringen. Klug ist auch die Idee, für Theaterbesucher ein Menü anzubieten, bei dem die Vorspeise nach Wunsch vor, Hauptgang und Dessert aber nach der Vorstellung eingenommen werden können.

Manche Positionen der regelmäßig wechselnden Karte wirken etwas mutlos, Backhendlsalat oder der unvermeidliche Trüffelrisotto etwa. Andere, wie "explodierter Ochsenschlepp mit Gansleber" (geschmort, ausgelöst, im Schweinsnetz gebacken und dabei bewusst aufgeplatzt) sind schlicht grandios - und, wie alle Hauptspeisen, sehr günstig kalkuliert. (Severin Corti/Der Standard/Rondo/09/02/2007)