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Der Schlammvulkan im Landkreis Sidoarjo auf Java speit seit Mai 2006 eine Matsch-Sintflut aus. Nun soll er mit technischen Mitteln gestoppt werden.

Foto: APA/EPA/Vinai Dithajohn /Ho
Bandung - Der Landkreis Sidoarjo auf der indonesischen Insel Java erlebt seit dem 29. Mai 2006 eine Matsch-Sintflut. Unaufhörlich quillt Schlamm aus dem Boden und überflutet Dörfer und Felder. Wahrscheinlich hat eine Ölbohrung die Eruption ausgelöst. Ingenieure planen nun, den Ausbruch auf spektakuläre Weise zu stoppen: 1000 Ketten aus Stahl und Beton sollen in den Schlund des Schlammvulkans gesenkt werden und ihn ersticken, berichtet das Wissenschaftsblatt Nature. Es ist ein Pionierprojekt. Nie zuvor wurde versucht, einen Schlammvulkan zu bremsen.

Bisherige Versuche, den Naturgewalten auf Java Einhalt zu gebieten, sind offenbar gescheitert. Weder gelang es, mit Bohrungen Druck abzulassen. Noch verhinderten Deiche, dass sich der Schlamm ausbreitete. Auch der Plan, millimeterkleine Kügelchen von hohem Gewicht durch eine Bohrung seitlich in den Förderschlot einzupressen, misslang anscheinend. Die schweren Partikel sollten das aufsteigende Wasser schwerer machen und es dadurch am Aufstieg hindern.

Extraanfertigungen

Die Hoffnung der Ingenieure ruht nun auf 1,50 Meter langen Stahlketten, an denen je vier Betonbälle hängen. Die 300 Kilogramm schweren Extraanfertigungen sollen von einer eigens angefertigten Brücke in den Schlot der Eruption gesenkt werden und ihn verstopfen. Dafür müssen die Ingenieure ein Bohrloch in den Schlot stoßen. Denn der Kanal, durch den der Schlamm aufsteigt, ist verwinkelt. Die Stahlringe drohen daher stecken zu bleiben und den Strom nur vereinzelt zu blockieren.

100 Meter sollen die Stahlringe absacken, sagt der Geophysiker Umar Fauzi vom Technischen Institut der indonesischen Stadt Bandung in Nature. Dort - so der Plan - verengen sie den Durchfluss. Der Schlamm verlöre durch Reibung an den 1000 Ringen und den 4000 Betonklötzen so viel Energie, dass er stecken bliebe, kalkulieren die Forscher.

Kollegen überzeugt das Vorhaben nicht. "Das wird wohl schief gehen", meint etwa der Geophysiker Georg Delisle, ein deutscher Experte für Schlamm- und Matschvulkane. Der Schlamm werde trotz der Blockade seinen Weg nach oben finden. Zu groß seien die beim Ausbruch entstandenen Hohlräume im Boden, durch die das matschige Wasser ausweichen könnte.

Selbst wenn die Verstopfung gelänge, sei die Gefahr nicht gebannt, meint sein britischer Kollege Richard Swarbrick. Der Druck im Boden würde sich erhöhen. Schließlich käme es wohl einige Kilometer entfernt zu einem neuen Schlammausbruch. (Axel Bojanowski/DER STANDARD, Printausgabe, 8. Februar 2007)