Wie sein großkoalitionärer Lieblingspartner, Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, entschlug sich auch der Wiener Bürgermeister Michael Häupl am Dienstag jeden Kommentars des Streits um die Koralmbahn. Er schickte seine neue Vize, Finanzstadträtin Renate Brauner, ins Rennen. Die gab sich zugeknöpft und sehr optimistisch - sie erwarte keine Verzögerung bei der Errichtung des Wiener Hauptbahnhofes: "Ich gehe davon aus, dass die Vereinbarungen, so wie sie sind, eingehalten werden und der Bahnhof so wie geplant umgesetzt wird", betonte Brauner in der dienstäglichen Pressekonferenz im Wiener Rathaus.

Ihr Ex-Kollege als Wiener Wohnbaustadtrat, der nunmehrige Infrastrukturminister Werner Faymann (SPÖ), habe deutlich gesagt, dass es zu keinem "Entweder-oder" kommen werde, so die Vizebürgermeisterin und Wirtschaftsstadträtin. So gut abgesichert, wie es der Ausbau der Koralmbahn zwischen Bund, ÖBB, den Ländern Kärnten und Steiermark, im Dezember 2004 wurde, ist der Wiener Zentralbahnhof freilich nicht. Im Gegenteil, ihn hat der ÖBB-Aufsichtsrat im Herbst nicht beschlossen. Brauner verwies auf den bestehenden "Letter of Intent", eine Absichtserklärung zwischen Wien und ÖBB: "Es gibt keine Signale, dass diese Vereinbarung nicht umgesetzt werden soll."

Mit ÖBB-Holding-Chef Martin Huber hat Wien freilich einen starken Mitstreiter. Auch er will den Hauptbahnhof Wien unbedingt realisieren, zumal sich dieses Projekt mit einem Brutto-Investitionsvolumen von 889 Millionen Euro mit erheblichen Immobilien-Erlösen gegenfinanzieren lässt. Außerdem bringe der Doppelbahnhof am Standort Südtiroler Platz (ersetzt im Fernverkehr Süd-, Ost- und Westbahnhof) deutliche Einsparungen bei Produktionskosten (Waggons, Verschub). Der Hauptbahnhof wird inklusive Schieneninfrastruktur und abzüglich Verwertungserlösen 702 Mio. Euro kosten. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2.2007)