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Grafik: Archiv
Standard: Im Regierungsprogramm findet sich der Passus, dass Österreich sich unter den Top drei der Informations- und Kommunikationstechnologie- (IKT)-Nationen positionieren soll. Realistisch?

Gruber: Dass es im Regierungsprogramm erwähnt wird, deutet darauf hin, dass man sich der Bedeutung der Informations- und Telekommunikation für den Standort bewusst ist. Man wird sehen, wie sich das nun tatsächlich auslebt.

Standard: An einen zentralen IKT-Beauftragten, wie von Ihrer und anderen Seiten seit einiger Zeit gefordert, wird aber offenbar weiterhin nicht gedacht.

Gruber: Es gab und gibt in einzelnen Regierungsstellen großes Engagement in Sachen IKT. Schön wäre, wenn sich dieses vernetzen würde, um aus der Summe an Eigenbedürfnissen noch mehr an Effizienz zu gewinnen. Wer in der globalisierten Welt an maßgeblicher Stelle mitspielen will, muss vernetzt sein und schnell auf Daten zugreifen können. Das gilt für Behörden und Bürger ebenso wie für Unternehmen.

Standard: Wie hat sich HP Österreich 2006 entwickelt?

Gruber: Nach einem ruhigeren Auftakt geht es uns seit Herbst sehr, sehr gut. Ob im Rechenzentrumsbereich, bei PCs und Notebooks, Druckern, Imaging - wir wachsen. Dabei setzen wir im Rechenzentrumsbereich mittlerweile gleich viel um wie im Consumerbereich mit PCs und Druckern.

Standard: Wie sieht der heimische PC-Markt aus? Der österreichische Dell-Geschäftsführer hat im Vorjahr erklärt, HP den Rang als Marktführer streitig machen zu wollen.

Gruber: Wir haben Dell weltweit überholt. Auch in Österreich lassen wir Dell deutlich hinter uns, unser PC-Bereich wächst konstant.

Standard: Der Markt für digitale Kompaktkameras konsolidiert sich, viele Hersteller haben aufgegeben. Sie gehören hier nicht zu den Top-Playern. Hat es noch Sinn, dass Sie welche im Portfolio haben?

Gruber: Der Eingabebereich von Daten, in diesem Fall das Aufnehmen von Bildern, und der Ausgabebereich, also das Drucken, gehören für HP zusammen. Noch sind das getrennte Elemente, aber wer weiß - in zehn Jahren sind sie vielleicht schon gekoppelt, und das Aufnahmegerät ist zugleich das Ausgabegerät. Obwohl es ein sehr kleiner Bereich bei HP ist, ist er immer noch recht profitabel, weil der Markt radikal wächst.

Standard: Im Gegensatz zu anderen großen IT-Unternehmen verfügt HP über einen Bauchladen an Endgeräten. Andere, wie etwa IBM, haben sich von der Fertigung der Endgeräte längst getrennt und konzentrieren sich recht erfolgreich aufs Consultinggeschäft.

Gruber: Bei HP gibt es zwei strategische Blöcke: zum einen das Thema Rechenzentrum und Datenverarbeitung; zum anderen eben Endgeräte wie Kameras, Drucker, PCs. Es ist eine philosophische Frage: Steht man auf einem Bein besser oder auf zwei? Wir glauben: auf zwei.

Standard: Unternehmensmoral ist bei HP immer sehr groß geschrieben worden. Durch die so genannte HP-Spitzelaffäre in den USA hat das Image allerdings eine Delle gekriegt. Wie gehen Sie damit um??

Gruber: In Österreich bin ich von keinem einzigen Kunden angesprochen worden, das Ganze hat sich auf Aufsichtsratsebene abgespielt, wir befinden uns auf der operativen Ebene. Natürlich wäre es mir lieber gewesen, wenn dies nicht passiert wäre. (Karin Tzschentke / DER STANDARD Printausgab, 06.02.07)