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Vor der eigentlichen Bewerbung an einer Fachhochschule sollte das eigene Ziel klar definiert werden.

Foto: ap/Hevezi
Der freie Hochschulzugang existiert. An Universitäten zumindest großteils, an Fachhochschulen jedoch nicht. Denn seit der Einführung der FHs in den 90er Jahren wird dort nur aufgenommen, wer das Aufnahmeverfahren übersteht. Wie die Studierenden ausgewählt werden, ist den Fachhochschulen selbst überlassen. Dementsprechend sind die Kriterien für BewerberInnen nicht leicht durchschaubar. Wer allerdings gewisse Regeln beachtet, hat gute Chancen, einen Studienplatz zu bekommen.

Gezielte Suche

"Bevor man sich überhaupt bewirbt, sollte man sich gründlich informieren", rät Karin Luomi-Messerer, Mitarbeiterin des "research laboratory" der Unternehmensberatung 3s. Vor einigen Jahren hat sie eine Studie zu den Aufnahmeverfahren an Österreichs Fachhochschulen im Auftrag des Fachhochschulrats durchgeführt. Dass die Verfahren in den jeweiligen Fachhochschulen sehr unterschiedlich sein können, bestätigt sie. Die Methoden werden nach Luomi-Messerers Erkenntnissen entweder von den MitarbeiterInnen der Fachhochschulen selbst entwickelt, oder es werden PsychologInnen oder Beratungsfirmen extern damit beauftragt, ein Aufnahmeverfahren zu gestalten.

Für Fachhochschulgänge sollte man sich gezielt bewerben: "Den Verantwortlichen ist wichtig, dass sie das Interesse an ihrer Fachhochschule zeigen. Wer sein Interesse gut vermitteln will, muss sich auch dementsprechend über das Fach informieren", weiß die Bildungsforscherin. Bei Informationsveranstaltungen und Bildungsmessen gibt es dazu genug Gelegenheit, doch wird das Engagement von den FH-MitarbeiterInnen auch bemerkt? "Bei der Auswahl wird nur objektiv beurteilt, doch wer sich im Vorfeld informiert hat, ist bereits im Vorsprung", so Luomi-Messerer. Im Bewerbungsgespräch könnten Informierte ihr Insider-Wissen einfließen lassen. "Außerdem weiß man, ob und welchen Dresscode es an der FH gibt, mit welchen Leuten man dort zu tun hat, und wo die Fachhochschule denn überhaupt angesiedelt ist", zählt Luomi-Messerer auf.

Motivation schriftlich ausdrücken

Hat man sich für ein FH-Studium entschieden, geht es an die eigentliche Bewerbung: In den meisten Fällen wird ein Bewerbungsschreiben verlangt. Dabei sind vor allem die formalen Kriterien zu beachten. "Nicht die Länge des Schreibens zählt, sondern der Inhalt: Das heißt, die Motivation sollte prägnant und pointiert wiedergegeben werden", rät Luomi-Messerer. Ob neben den gefragten Unterlagen noch weitere Dokumente und Zeugnisse beigelegt werden, hängt davon ab, ob sie für das angestrebte Studium relevant sind. Der Zeitpunkt der Bewerbung spielt - solange die Frist beachtet wird – eigentlich keine Rolle, doch: "natürlich wird Interesse auch dadurch ausgedrückt, sich nicht im letzten Moment zu bewerben".

Wer die erste Hürde – die schriftliche Bewerbung – geschafft hat, wird zu einem persönlichen Gespräch, meist sogar zu einem Assessment Center eingeladen. Wie viel die Fachhochschulen über das Verfahren verraten, ist unterschiedlich. Die Fachhochschulen Oberösterreich bieten etwa auf ihrer Homepage Testbeispiele und Vorbereitungstipps an, andere wiederum beschränken sich auf die notwendigsten Infos wie geforderte Unterlagen und Fristen. "Es ist auf alle Fälle in Ordnung, sich als BewerberIn bei der Fachhochschule selbst zu informieren, falls nicht genügend Infos vorhanden sind", meint Luomi-Messerer. Allerdings erhalte man nicht immer die Details, die man sich wünscht. Die Beraterin gibt deshalb den Tipp, im Internet generell zu Assessment Center und Bewerbungsverfahren zu recherchieren: "So erhält man eine Vorstellung davon, wie das Verfahren ablaufen kann."

Teamwork und sicheres Auftreten

Worauf beim Assessment Center geachtet wird, hat Luomi-Messerer in ihrer Studie erarbeitet: "Besonderes Augenmerk legen die Vorsitzenden darauf, wie die BewerberInnen in den Teams zusammenarbeiten." Dass sowohl gegenüber dem Vorstand als auch gegenüber MitstreiterInnen Manieren gefragt sind, sei wohl selbstverständlich. Was zählt, ist auch sicheres Auftreten: "Wer viel über die Fachhochschule und den Studiengang weiß, und natürlich überzeugt davon ist, dem wird es nicht schwer fallen, einen positiven Eindruck zu hinterlassen", so die Bildungsforscherin.

Gleiche Chancen für alle?

Doch wie sieht es mit der Chancengleichheit bei dem Auswahlverfahren aus? Bei ihrer Studie überprüfte Luomi-Messerer auch, wie fair die Beurteilungen sind. Ihr Ergebnis: "Ganz objektiv kann man bei persönlichen Gesprächen natürlich nie sein", trotzdem wird streng darauf geachtet, jedem gleiche Chancen zu bieten. So werden BewerberInnen nicht gesamt verglichen, sondern in einigermaßen homogene Gruppen zum Beispiel nach Bildungsgrad oder Berufserfahrung geteilt. "Außerdem streben viele Fachhochschulen eine möglichst heterogene StudentInnenschaft an", berichtet Luomi-Messerer von ihren Erfahrungen. Bei berufsbegleitenden Studien sollen demnach auch BerufseinsteigerInnen dieselben Chancen wie bereits Berufserfahrene haben.

Zwei Faktoren machen Erfolg aus

Ist auch diese Phase des Auswahlverfahrens überstanden, heißt es für die BewerberInnen erst einmal abwarten. Im Falle einer Absage bleibt es wieder den Fachhochschulen überlassen, ob sie ihre Entscheidung begründen. Zwar würde nicht jede Fachhochschule Auskunft darüber geben, dennoch empfiehlt Luomi-Messerer nachzuhaken, um aus seinen Fehlern zu lernen. Ein Erfolgsrezept für die Aufnahme an FHs konnte die Bildungsforscherin aus ihrer Studie nicht herausarbeiten. Zu den wichtigsten Faktoren zählen für sie aber vor allem die Motivation und Information, "denn nur wer etwas wirklich will, kann es auch schaffen". (lis/derStandard.at, 5. Februar 2007)