Dark Meat: "Universal Indians"
Schon jetzt ein Album des Jahres! Die mitunter auf bis zu 30 Mitglieder aufgestockte Band aus Athens, Georgia, zählt zum Aufregendsten und Wahnwitzigsten der letzten Monate und Lichtjahre. Ausgehend von einer Schnittmenge aus Iggy & The Stooges, mahlenden, walzenden Gitarrenriffs und klassischen Rockmotiven zwischen Southern-Boogie und Psychedelia fährt Bandleader Jim McHugh dazu hymnische Melodien und Bläsersätze aus der Werkstatt eines gospel-verzückten Free Jazz ebenso auf, wie Kinderchöre Richtung Sympathy For The Devil abschmieren. Bei bis zu siebenminütigen Freak-outs wie Freedom Ritual, Dead Man, Three Eyes Open oder Angel Of Meth gehen dann tatsächlich jene Sonnen auf, von denen uns schon andere große Sternenfahrer wie etwa die Flaming Lips zu berichten wussten. (Orange Twin)

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Orange Twin

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Arcade Fire: "Neon Bible"
Nach ihrem sensationellen Debüt Funeral legt die kanadische Band mit dem Hang zu herzzerreißenden Melodien und unpeinlichem Pathos sowie einem unvergessenem Konzert im Wiener Flex trotz enormer Erwartungshaltungen eine ebenbürtige Arbeit nach. Mit großem Orchester und hektoliterweise Herzblut wird ab Ende Februar mit dieser Veröffentlichung die Welt gerettet werden. Das ist das Mindeste, das man vom Ehepaar Win Butler und Regine Chassagne erwarten kann. (Universal)

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Arcade Fire

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Mose: "Grein"
Das aus Veteranen der lokalen Bluesrockszene bestehende Vorarlberger Quartett hat sich mit dem neuen Album endgültig von seinen Wurzeln gelöst. Es produziert jetzt altersweise, atmosphärische und souverän zurückgelehnte Americana-Songs auf halbakustischer Basis. Calexico lassen ebenso grüßen wie die alten Zeitlupenkaiser Souled American oder The Handsome Family und Low. (Hoanzl)

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Mose

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Rocko Schamoni & Little Machine
Der Hamburger Entertainer feiert mit diesem Album einen (vorläufigen?) Abschied von der Musik und will sich fortan der einträglicheren Literaturproduktion widmen. Immerhin hat der 40-jährige aus dem Umfeld des Pudel-Club und der Goldenen Zitronen mit Romanen wie Dorfpunks veritable Erfolge eingefahren. Diese letzten Songs aber, allen voran Leben Heißt Sterben Lernen, Zu Dumm Um Frei Zu Sein oder der Rundumschlag Jugendliche, zeigen noch einmal Schamonis große musikalische Klasse zwischen deutschem Schlager, souligen Klängen und Punk-Hintergrund. (Trikont/Hoanzl)

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Rocko Schamoni

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Klaxons: "Myths Of The Near Future"
Das hoch gehandelte britische Trio brachte im Vorfeld seines Debüts aus Jux und Tollerei den Begriff "New Rave" ins Spiel und trat damit eine ganze Welle los – von der sich die Band jetzt erwartungsgemäß distanziert. Mit für den Dancefloor tauglichen Tracks im Zeichen von Acid haben die vorliegenden Songs auch wenig zu tun. Chemische Drogen dürften zwar im Spiel sein (Atlantis To Interzone, Magick, Totem On The Timeline...). Allerdings vertrauen die Klaxons dann doch lieber auf hochgefahrenen, hysterischen, spinnerten (Psychedelic-)Pop Marke Flaming Lips oder auch Muse. Nett! Hörer, die auf New Rave und das Tanzbein bestehen, sollten sich die in Frankreich lizensierte EP Magick mit diversen Remixes, etwa von Simian Mobile Disco besorgen. (Universal)

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Klaxons

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Jamie T: "Panic Prevention"
Den 20-jährigen britischen Musiker James Treays muss man sich als mit akustischer Bassgitarre und Laptop ausgerüsteten Heimwerker vorstellen, der die vom HipHop und aus dem Pub kommende Pfiffigkeit der Straße mit zünftigen Folk-Punk-Riffs Marke Violent Femmes und wortreichen Cockney-Texten Marke Mike Skinner und The Streets verschränkt. Einflüsse wie The Clash hört man hier auch mehr als einmal. Der Song Calm Down Dearest ist groß. Ein richtig smartes Ärschlein! (Virgin/EMI)

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Jamie T

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Lou Reed: "Street Hassle"
Apropos "street wise": 1978 veröffentlichte, der Mann, der in New Yorker Musikerkreisen gemeinhin als "the asshole" firmiert, mit diesem Album einen grimmigen Meilenstein im Bereich schlechte Laune in übler Gegend. Allein die elfminütige Titelsuite mit Streicherensemble ist alles Geld dieser Welt wert. (Arista/BMG)

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Lou Reed

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Comets on Fire:"Avatar"
Die Band aus Los Angeles steht für guten alten drogeninduzierten Freak-out zwischen Black Sabbath, Blue Cheer und Jimi Hendrix. Dieses Maß und Ziel sprengende Psychedelic-Meisterwerk aus dem Vorjahr gibt Satan die Gurke und närrisch machenden Drogen eine neue Heimat. Wie spät mag es sein? Es ist 1969. (Sub Pop/Trost)

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Comets on Fire

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Deerhoof: "Friend Opportunity"
Das experimentelle wie charmante Trio aus San Francisco um Frontfrau Satomi Matsuzaki klang noch nie so "kommerziell" und einnehmend wie auf diesem inzwischen neunten Album. (Ironisch) gebrochener und aufgelockerter Hochleistungsrock und –pop zwischen "käsiger" Leichtigkeit und alter Sperrigkeit. Und das erste Mal in der Geschichte der Band trotz geschätzten 20 Zusammenbrüchen und Neuanfängen pro Song so etwas wie tendenzielle, nun ja, Mitsingbarkeit. Demnächst live beim Donaufestival in Krems! (Tomlab/Soul Seduction)

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Tomlab

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Husky Rescue: "Ghost Is Not Real"
Eine finnische Band auf den Spuren von Radiohead, Sigur Ros oder Bands des deutschen Morr-Labels wie Lali Puna. Mit weiblichem Gesang, jeder Menge Hall und atmosphärischen Keyboards und freundlichem Gitarrengezupfe geht es in nächtliche Traumwelten, in denen nur scheinbar gefährliche Kuschelmonster lauern. Die rülpsen auf der Festplatte närrische Drohungen. Süß! (Catskills Records/Soul Seduction)

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Husky Rescue

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