DARK MEAT Universal Indians

(Cloud Recordings/Orange Twin/Import) Die mitunter auf bis zu 30 Mitglieder aufgestockte Band aus der R.E.M.-Heimat Athens, Georgia, zählt zum Aufregendsten und Wahnwitzigsten der letzten Monate und Lichtjahre. Ausgehend von einer Schnittmenge aus dem gequälten Gesang eines Iggy Pop in dessen großer Zeit mit The Stooges und dazu passenden, mahlenden, walzenden Gitarrenriffs und klassischen Rockmotiven zwischen Southern-Boogierock und britischer Monoton-Psychedelia im Stile von Spacemen 3, ...

Albumcover: Cloud Recordings/Orange Twin/Import

...fährt Bandleader und Sänger Jim McHugh dazu hymnische Melodien und Bläsersätze aus der Werkstatt eines gospel-verzückten Free Jazz (Albert Ayler!) ebenso auf, wie Kinder- und andere Schräglagenchöre Richtung Sympathy For The Devil abschmieren.

Bei bis zu sieben Minuten drogenverliebtes Freak-out feiernden Songs wie Freedom Ritual, Dead Man, Three Eyes Open oder Angel Of Meth gehen dann tatsächlich jene Sonnen auf, von denen uns schon andere große Sternenfahrer wie etwa die Flaming Lips zu berichten wussten. Sollten sie Schwierigkeiten haben, dieses Wunderwerk als CD erstehen zu können, auf iTunes wartet dieser Meilenstein einer großen, wilden, zügellosen und einzig von zivilisatorischen Leistungen wie der Erfindung Raum und Zeit sprengender Drogen gezügelten Kunst jederzeit abrufbar auf einen legalen Download-Rekord: ,,There Is A Retard On Acid Holding A Hammer To Your Brain!''

Albumcover: Cloud Recordings/Orange Twin/Import

CLAP YOUR HANDS SAY YEAH Some Loud Thunder

(Wichita/Edel) Nur zehn Monate nach der Veröffentlichung des international heftig als Ergänzung der Indie-Pop-Hymnen von Arcade Fire bejubelten Albumdebüts wurde der in Brooklyn, New York, beheimatete Bandchef Alec Ounsworth offensichtlich etwas zu heftig gedrängt, möglichst schnell eine Nachfolgearbeit auf den Markt zu bringen. Entsprechend durchwirkt klingt Some Loud Thunder nun auch. Zwischen völlig austauschbarem, sich neurotisch und von Existenzangst geplagt gebendem Indie-Rock-Heimwerker-Experimentiertum, dem vor allem die doch recht hilfreichen, plausiblen Songgrundlagen und zumindest Melodieansätze fehlen, und großen Würfen wie dem Wall-of-Sound von Emily Jean Stock oder Underwater (You and Me) ist unter der Produktionsregie von Dave Fridmann (Mercury Rev, Flaming Lips...) huschpfusch ein Plattenbau zusammengeschustert worden.

Albumcover: Wichita/Edel

Dem fehlen leider grundlegende architektonische wie ästhetische Überlegungen im Vorfeld. Zumal Stücke wie Satan Said Dance und ihre Anbiederung an New Yorker Weißbrot-Funker wie the Rapture oder !!! nun wirklich unnötig für einen Songwriter sind, der auf dem Debüt immerhin an David Byrnes große Zeit erinnernde Großtaten wie Upon This Tidal Wave Of Young Blood zustande brachte. Die neue Arcade Fire kommt aber eh im März.

Albumcover: Wichita/Edel

THE LAST TOWN CHORUS Wire Waltz

(Loosemusic.com/Import) Ebenfalls aus Brooklyn stammt die junge Sängerin und Lap-Steel-Gitarristin Megan Hickey. Die bewegt sich mit zurückhaltender Bandbegleitung auf den Spuren großer Kolleginnen wie Hope Sandoval und Bands wie Mazzy Star oder Cowboy Junkies. Traumverlorene Zeitlupen-Americana mit viel Hall und Liebe zum Tambourin wie zum Beserlschlagzeug. Sogar der im Original eigentlich unerträgliche Popperhaarschnitt-David-Bowie-Song Modern Love reift hier zur melodramatischen Großtat im Bereich der existenziellen Ballade. Von Megan Hickey als talentierter Songwriterin (Wintering In Brooklyn, Caroline, Huntsville, 1989...) wird man noch hören. Eine Entdeckung. (schach /RONDO/DER STANDARD, Printausgabe, 02.02.2007)

Albumcover: Loosemusic.com/Import