Frankfurt - Nach zwölfwöchiger Geiselhaft auf den Philippinen ist die 56-jährige Deutsche Renate Wallert Dienstag Früh nach
Deutschland zurückgekehrt. An Bord einer Lufthansa-Linienmaschine landete Wallert um 06.00 Uhr auf dem Frankfurter
Rhein-Main-Flughafen. Ihr Sohn Dirk und der Asienbeauftragte der deutschen Bundesregierung, Cornelius Sommer, sollten Renate Wallert in
Empfang nehmen.
Auf ihrem 16-stündigen Flug wurde sie nach offiziellen Angaben von einem Arzt des Auswärtigen Amtes und einem Beamten des
Bundeskriminalamtes begleitet. Direkt nach ihrer Ankunft mit dem Jumbo-Jet "Rheinland Pfalz" sollte Wallert in einen Hubschrauber des
Bundesgrenzschutzes umsteigen. Wohin sie weiterfliegen sollte, war zunächst nicht bekannt.
Die moslemische Rebellengruppe Abu Sayyaf hatte Wallert am Montag auf der Insel Jolo freigelassen und dem Unterhändler der
philippinischen Regierung, Robert Aventajado, übergeben. Wallerts Mann Werner und Sohn Marc blieben mit 16 weiteren LeidensgenossInnen
in der Hand der Extremisten, die für einen Moslemstaat im Süden der Philippinen kämpfen. Die deutsche Regierung lehnte Angaben zu den
Umständen der Freilassung ab.
Geste des guten Willens
Aventajado hatte von "einer Geste des guten Willens" der Abu Sayyaf gesprochen. In philippinischen Polizeikreisen war dagegen von der
Zahlung von zwei Millionen Mark (1,023 Mill. Euro/14,1 Mill. S) Lösegeld die Rede. Vor Renate Wallert hatte die Abu Sayyaf bereits zwei
malaysische Geiseln frei gelassen.
Sommer dankte kurz vor Wallerts Ankunft im Deutschlandfunk der philippinischen Regierung für ihre Hilfe. Allerdings sei die Geduld der
Philippiner für die deutsche Seite manchmal nur schwer zu ertragen gewesen, sagte er. Sommer bestätigte, dass in den Verhandlungen mit den
Abu Sayyaf-Rebellen auch über humanitäre Hilfe gesprochen worden sei. Dies habe "ideell im Hintergrund" gestanden, fügte er hinzu.
Die Verhandlungen mit den Geiselnehmern hätten an Nachhaltigkeit und Zielstrebigkeit stark zugenommen, nachdem Außenminister Joschka
Fischer und sein französischer Kollege Hubert Vedrine in der vergangenen Woche in Manila mit der philippinischen Regierung über das
Geiseldrama gesprochen hatten, sagte Sommer. (APA)