Die Übernahme bekräftige die Entwicklung Indiens zu einem wichtigen Akteur der Globalisierung, hieß es in einem Kommentar der angesehenen "Times of India". Dabei sei Indien ein Akteur, der die Konzerne und Märkte der Welt als seinen Spielplatz betrachte. Das indische Traditionsunternehmen Tata hatte am Mittwoch nach einem nervenaufreibenden Übernahmepoker um Corus den brasilianischen Konzern CSN ausgestochen.
Durchbruch zur Wirtschafts- und Industriemacht
Für den angesehensten Geschäftsmann Indiens, Lakshmi Mittal, beflügelt Tatas Sieg alle weltweit ambitionierten Firmen des Landes. "Indien steht kurz davor, eine große Wirtschafts- und Industriemacht zu werden", schrieb der Stahlbaron in der "Economic Times". Mittal selbst hatte im vergangenen Jahr für Furore gesorgt, weil sein in Europa ansässiger Konzern den Luxemburger Konkurrenten Arcelor gegen heftigsten Widerstand übernahm. Die Opposition vieler europäischer Regierungen war von indischen Geschäftsleuten als Ausdruck der Ausländerfeindlichkeit gewertet worden.
Auch in der Reaktion auf den Tata-Coup kam in der Presse eine Genugtuung zum Ausdruck, deren Ursprung in Demütigungen während der britischen Kolonialmacht über Indien zu suchen ist. Das in der Mitte des 19. Jahrhunderts gegründete Unternehmen Tata wurde wiederholt von den britischen Behörden öffentlich herabgesetzt. Anfänglich versuchten die Kolonialherrscher, die Expansion des von einer bekannten indischen Unternehmerfamilie geführten Konzerns im Keim zu ersticken. Angesichts des nun anstehenden Kaufs eines teilweise britischen Unternehmens titelte eine Zeitung "Das Empire schlägt zurück".
Doch auch ausländische Indien-Kenner konstatierten die hohe Bedeutung der Übernahme. Die Fusion bringe Indiens erste globale Marke hervor, schrieb der ehemalige US-Diplomat William Avery in der "Times of India". Den Name Tata müsse man sich nun auch außerhalb Indiens merken. "Bald wird er so allgegenwärtig sein wie Citibank oder General Electric", schrieb Avery.