Die SPÖ habe sich über Europa noch viel zu wenig den Kopf zerbrochen, deshalb liege die EU-Politik Österreichs seit jeher in "schwarzen Händen". Das habe die SPÖ bis heute nicht begriffen. "Wir brauchen die kleinen Leute in der EU, die SPÖ-Wähler." Die EU des Kapitals gebe es nämlich schon. Die Politik seiner Partei sei hier "reaktionär".
Die Beantwortung der wirklich wichtigen politischen Fragen setze einiges voraus: Wer gewisse ökonomische Zusammenhänge nicht begreife, scheitere an der Beantwortung vieler Themen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhanges habe es keine nennenswerte Diskussion über einen sozialdemokratischen Gegenentwurf zur globalisierten Welt gegeben.
Herbert Bösch wurde 1954 in Feldkirch geboren und studierte von 1973 bis 1978 im deutschen Konstanz Soziologie und Politologie. Der verheiratete Vater von drei Kindern sitzt seit dem Beitritt Österreichs zur EU 1995 im EU-Parlament und war davor in der Landespolitik und im Nationalrat tätig. In seiner Freizeit widmet sich Bösch neben seiner Familie gerne "dem Garten", und, ganz EU-Bürger, lernt er gerade Spanisch. Bösch gilt als einer der Gründerväter der EU-Betrugsbekämpfungsbehörde Olaf. Der Vorschlag zur Gründung 1999 kam von ihm nach den Skandalen und dem damit verbundenen Rücktritt der Santer-Kommission. Damit hat sich Bösch, den langjährige Kollegen als "Dickschädel im positiven Sinn" bezeichnen, einen Namen als "stiller Saubermann" gemacht - quasi ein Gegenentwurf zu seinem engeren Landsmann Hans-Peter Martin.