Einfach lachhaft sind die Drohungen des Iran mit einem Ölboykott. Das sagt zumindest der amerikanische Wirtschaftswissenschafter Roger Stern, der in einer jüngst erschienenen Studie behauptet, der Iran habe schon 2015 – also in acht Jahren – kein Öl mehr für den Export. Und zudem: "Wenn ein Regime 80 Prozent seiner Einnahmen aus dem Ölexport bestreitet und seine Lieferungen stoppt, dann schneidet es sich praktisch selbst die Kehle durch."

Sterns Argument: Der Iran mag zwar naturgegebene große Ölreserven haben, doch die zum Teil staatlich gelenkte Wirtschaft, die in Fünfjahresplänen denkt, managt die Förderung der Ölvorkommen ähnlich ineffizient und mit ungenügenden Investitionen wie seinerzeit die Sowjetunion.

Der Wirtschaftsgeograf von der amerikanischen National Academy of Science verweist auf die realen Fördermengen des Iran bei der Opec: Nach Ende des irakisch-iranischen Krieges 1988 exportierte Teheran jahrelang mehr Öl, als laut Förderquote im Kartell festgelegt war; vor rund zwei Jahren ging der illegale Überschuss langsam zurück, und seit eineinhalb Jahren liegt die Fördermenge unter der Quote, Tendenz fallend. Ein Zeichen für den Engpass auf den iranischen Ölfeldern – und so gesehen ein Argument für den Ausbau der Atomenergie.

Für Mahmud Ahmadi-Nejad, der 2005 mit dem Versprechen gewählt worden war, den Iranern endlich die Einnahmen aus der Ölwirtschaft auf den Tisch zu legen, sind das schlechte Nachrichten. Vergangenen Sommer begann Finanzminister Davud Danesh-Jafari, am Dieselpreis zu rütteln: Ganze sieben Euro-Cent kostete der staatlich subventionierte Liter – in Wahrheit, so der Minister, müsste er sechsmal so hoch sein.

Engpässe durch Missmanagement zeigen sich auch beim Erdgas: Anfang Jänner fiel die Gasversorgung in elf Provinzen aus, der Gasexport in die Türkei war vier Tage unterbrochen. Eine Haushaltsdebatte im Parlament vor zehn Tagen wurde zum Debakel für Ahmadi-Nejad, der Inflation und Arbeitslosigkeit nicht in den Griff bekommt. Die Preise für Tomaten hätten sich verdreifacht, klagte ein Abgeordneter und lud den Präsidenten ein, einmal vorbeizukommen und in "meiner Nachbarschaft einkaufen zu gehen", statt im Ausland Geld für Prestigeprojekte zu versprechen. (mab, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2007)