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Wien - Wenn es zu einem Gespräch zwischen Erwin Piplits und dem Wiener SP-Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny kommt, dann wird "getobt und geschrien", wie man im Kulturamt erzählt. Denn Piplits kämpft um den Fortbestand des Serapionstheaters, das er 1980 mit seiner Lebenspartnerin Ulrike Kaufmann gründete, und dessen Spielstätte, das Odeon.

Der Kampf währt nun schon über zwei Jahre: Im Oktober 2004 wurde mehreren Printmedien, darunter dem Standard, vom Kulturamt ein noch nicht veröffentlichter, eigentlich harmloser Bericht des Wiener Kontrollamts über das Odeon zugespielt - samt einer Lesart, die dahingehend endete, dass "aufgrund des Vertrauensbruches", den Piplits begangen hätte, "die Zukunft des Hauses grundsätzlich zu überdenken" sei: Es seien "klare Eigentümerverhältnisse" zu schaffen.

"Feindliche Übernahme"

Piplits sprach damals vom "Versuch einer feindlichen Übernahme": Die Stadt wolle ihn zwingen, die Mietrechte abzutreten. Sein Anwalt Georg Zanger sieht es nach wie vor so: "Die Stadt stellt Piplits Bedingungen, die letztlich auf eine Enteignung hinauslaufen", hieß es am Mittwoch in einer Presseerklärung.

Um Mailath einen Gefallen zu tun, hatte sich Piplits mit dem Gedanken angefreundet, den Theaterverein in einer Stiftung aufgehen zu lassen. Doch sein Beharren, zwei der drei Stiftungsräte bestellen zu dürfen, stieß auf wenig Gegenliebe: Mailath gab kein Okay. Gegenüber dem Standard sagte er jetzt, ihm sei "die Organisationsform im Grunde egal".

Auch Piplits braucht keine Stiftung. Aber er benötigt eine Subvention. Die gegenwärtig zugestandene läuft im Sommer aus. Und da Mailath keine weitere zugesagt habe, droht die Premiere von Com di com com, die am Mittwoch stattfand, die letzte zu sein.

Prominente Unterstützung

Bei seinem Kampf wird Piplits von einem prominenten Personenkomitee unterstützt, dem auch Ursula Pasterk, die SP-Exkulturstadträtin, angehört. Mailath versichert nun, "auf der Seite Piplits zu sein". Dass dessen Theater gefährdet sei, entbehre jeder Grundlage. Natürlich werde die Subvention weitergezahlt - wenn der Theaterverein keine negative Bilanz legen würde. Denn im Falle einer Verschuldung dürfe die Stadt gar keine Subventionen gewähren, erklärt Mailaths Pressesprecherin. (Anmerkung: Die Wiener Symphoniker werden trotz negativer Bilanzen subventioniert.)

Das Theater ist zwar schuldenfrei, in der Bilanz werden aber berechtigte Tantiemenforderungen in der Höhe von 725.055 Euro angeführt, die Piplits nur dokumentiert wissen, aber nicht einfordern will. Sein Steuerberater werde nun eine ausgeglichene Bilanz legen. Dann sollte endlich wieder Friede herrschen. (Thomas Trenkler, DER STANDARD Printausgabe, 01.02.1007)