Wien - Als taktisches Spiel sehen die Meinungsforscher
Karmasin (Gallup) und Ogris (SORA) die milde Beurteilung der
umstrittenen Fotos von FPÖ-Chef Strache durch Bundeskanzler
Gusenbauer. Dass es innerhalb der SPÖ Aufregung über Gusenbauer gibt,
"scheint im Augenblick der ÖVP zu nutzen", erklärte Karmasin der
APA. Ogris glaubt wiederum, dass der Schaden für die SPÖ "zeitlich
begrenzt" sein werde.
Die Taktik Gusenbauers gegenüber Strache, ausgehend von der Sorge,
dass die ÖVP mit FPÖ und BZÖ eine Koalition machen könnten, sei
"halt offensichtlich innerhalb der Sozialdemokratie umstritten", so
Ogris. Natürlich sei in der SPÖ "dieser Kontakt zu Rechtsextremen
zuwider. Aber die Aussage von BZÖ-Chef Westenthaler im Wahlkampf,
300.000 Ausländer abschieben zu wollen, war wesentlich untragbarer".
Nachzieheffekt der SPÖ
Salonfähig seien die Rechtsextremen schon durch die ÖVP gemacht
worden, so der SORA-Chef, der hier einen Nachzieheffekt der SPÖ
sieht. "Die SPÖ fürchtet, dass die ÖVP wieder so eine Koalition (mit
FPÖ/BZÖ, Anm.) macht und fühlt sich zum Taktieren gedrängt, um das zu
verhindern".
Karmasin kritisierte, dass Gusenbauer bei der Beurteilung der
Strache-Bilder "zu vorsichtig" umgegangen sei. Er hätte klar Stellung
beziehen müssen. Immerhin sei Gusenbauer der "Kanzler und er kann
einfach nicht Wischi-Waschi-Politik machen". Welchen Unterschied er
zwischen Gusenbauer und dem Verhalten zu Strache einerseits sowie dem
früheren Kanzler Schüssel und Aussagen seines Koalitionspartners
Haider sehe? - Karmasin: "Das war eine andere FPÖ, die damals
koaliert hat." (APA)