Nur diese Sau (in einem Lebensmittelgeschäft in Bologna) blieb aus unerfindlichen Gründen ungekostet.

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Ernährungsberaterin Sasha Walleczek hatte leider keine Zeit. Sie dreht die ganze Woche "Du bist, was du isst" für ATV. Meine Anfrage kam wirklich sehr kurzfristig nach einer Anregung eines Posters: Kann Frau Walleczek vielleicht grob abschätzen, wieviele Tausend Kalorien ich in den 15 Tagen "Schmeck's unterwegs" quer durch das obere Italien so zu mir genommen habe?

Ich hörte nur ATV-Sprecher Christoph Brunmayer seufzen: "Wenn ihr wenigstens ,normale' Sachen gegessen hättet, dann könnte euch eventuell die Redaktion weiterhelfen, aber bei diesen Gustostückerln sind die Redakteure auch ein bisserl überfragt." Nachsatz: "Außerdem zählen wir in der Sendung nie die Kalorien! Die Kandidaten sollen essen soviel sie wollen – nur eben gesundes Zeugs."

Waschbärbauch, unbeeindruckt formschön

Grundvernünftiger Zugang, da sind wir einer Meinung: So habe ich schließlich auch die 15 Tagen Italien angelegt. Wahrscheinlich hat sich deshalb auch an der gediegenen Struktur meines Waschbärbauches nach der Tour so wenig geändert, dass Vorher-Nachher-Fotos hier einfach keinen Sinn ergeben.

Das Ergebnis der Forschungsreise in elf völlig subjektiven Punkten mit den passenden Links:

1. Gemüsekuchen sowie Artischocken auf Pasta sind keineswegs Irrwege der Natur, sondern großartige, ja quasi vollwertige Gänge. Vor allem im Viccolo Interno in La Spezia.

2. Käse schließt keineswegs den Magen. Auch wenn die Käsecreme Fonduta nicht unbedingt zu den Leichtgewichten unter den Vorspeisen zählt. Schon gar nicht in der Antica Trattoria dei Mosto in Ne.

3. 24 Stunden Bologna sind nicht genug (Ein fidlerscher Planungsfehler zwang zum verfrühten Aufbruch). Aber noch verfehlter wäre es, deshalb die Pasta mit Lammragu oder auch Pasta e Fagioli bei Gianni in Bologna auszulassen.

4. Sardellen können zur Obsession werden, vor allem, wenn keine Steinpilze zur Hand sind. Wie zum Beispiel in der Cantina Propona in den Cinque Terre. Oder, in Orangensauce, im Cappun Magru hoch über Manarola.

5. Steinpilze können einfach mehr als Trüffeln, stinken aber dummerweise deutlich weniger. Zum Beispiel im Tre Soldi in Florenz. Oder im Piemont. Aber dazu kommen wir gleich.

6. Ein zarter Eiweißschock zwischendurch ist nicht zu verachten, wenn er sich nicht medizinisch versteht. Zum Beispiel mit Seespinne, Seppioline und anderen Freuden im Nalin am Brenta-Kanal.

7. Rohes Fleisch macht glücklich. Ob nun als Berg Geschabtes bei da Gemma in Roddino oder in zarten Lappen im wunderbaren Madonna della Neive. Oder halt hauchzart angebraten in der Trattoria ai Cavalieri in Pisa.

8. Sollten Sie noch nie in ihrem Leben Hahnenkämme versucht haben, tun Sie es so bald wie möglich. Zarter kann Huhn nicht schmecken. Vor allem mit Steinpilzen im atemberaubend guten Il Centro in Priocca.

9. Wenn sie dann Geschmack an etwas ausgefranstereren Körperteilen von Tieren bekommen haben, versuchen Sie doch die Kutteln im Ai Tranvai in Florenz, bessere habe ich noch nicht gegessen. Auch das Lampredotto dort würde ich nicht von der Tischkante stoßen.

10. 15 Tage Tour de Force gibt's naturgemäß nicht umsonst. Aber die Schmeckisten sind überzeugt: Mit diesen genialen Essen/Wein-Kombinationen zu diesem Preis ist das Piemont unschlagbar.

11. Wer meint, dass mir 15 Tage schonungsloser Fressforschung in der Gegend den Appetit auf Italien nehmen können, irrt. Demnächst nehme ich mir Kampanien vor. Aber nicht in Echtzeit - versprochen!