Wien - Die Proponenten des so genannten "Dritten Lagers" sind sich über die Existenz desselben offenbar nicht mehr ganz einig. Während für BZÖ-Justizsprecherin Helen Partik-Pable der Lagergedanke "obsolet" ist, meinte der freiheitliche EU-Abgeordnete Andreas Mölzer (F) bei einer Podiumsdiskussion des Internationalen Instituts für Liberale Politik Wien (ILP) am Montagabend in Wien, als "Kern von politischen Bewegungen" sei das "Dritte Lager" erhalten geblieben. Aus der Affäre um die Jugend-Fotos von FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache werde dieser gestärkt hervorgehen, meinte Mölzer.

Mölzer sieht das "Dritte Lager" vor allem durch "die Tendenz, sich durch Zellteilung zu vermehren", wie er es formulierte, geschwächt. In jüngster Zeit hätten sich FPÖ und BZÖ als "regierungsunfähig" erwiesen - der Wähler habe die Regierungsbeteiligung nicht goutiert, so Mölzer.

Anders sah dies der stellvertretende BZÖ-Klubobmann Herbert Scheibner. Er glaube nicht, dass in den nächsten vier Jahren wieder "so viel freiheitliche Politik" umgesetzt werde "wie in den letzten sieben Jahren". An die Adresse der Kritiker der blau-orangen Regierungsbeteiligung gerichtet meinte er, alle Wünsche könne man nur mit einer absoluten Mehrheit umsetzen. Man habe Verantwortung übernommen und zumindest einen Teil umgesetzt.

Kein Nachfolger

Als Nachfolger des "Dritten Lagers" will Partik-Pable weder FPÖ noch BZÖ verstanden wissen. Die FPÖ habe sich in eine "Rechtsaußenpartei" entwickelt, "viele Proponenten" des ehemaligen "Dritten Lagers" würden sich "im Grabe umdrehen", wenn sie sehen könnten, in "welchen Kreisen" sich Strache bewege, kritisierte sie. Aber auch das BZÖ sieht sie nicht als Nachfolger der Dritten Kraft. Die Wähler könnten mit dem Lagergedanken nichts mehr anfangen, vielmehr müsse man heute "Lösungen" anbieten.

Emotional wurde es gegen Ende der Veranstaltung. Während Mölzer im Zusammenhang mit der Foto-Affäre seines Chefs Strache von der "Faschismuskeule" sprach, kritisierte die ehemalige EU-Abgeordnete Daniela Raschhofer Mölzer wegen der Fraktionsbildung mit rechtsextremen Parteien im EU-Parlament. Eine solche Partei sei "auf Jahre hin" nicht regierungsfähig, meinte sie. Mölzer warf Raschhofer vor, sich dem "Establishment" anzubiedern und verwies auf ihren "Werkvertrag" bei der EU. Daraufhin gingen die Wogen hoch, Scheibner bezeichnete die Meldung seines ehemaligen Parteifreundes als "unfair", BZÖ-Klubdirektor Günther Barnet verließ mit den Worten "Andi, es reicht" den Saal. (APA)