Solange sie ein Wochenende Kitzbühel im Fernsehen zusammenbringen, ist die Welt in Ordnung. Der Winter oder sein Vorwand genügen, Slaloms, Promi-Rennen oder eine VIP-Reportage aus dem umgewidmeten Bauernhof der arbeitslosen Malediva KHG auszustrahlen. Der Schrecken des Winters besteht neuerdings in seiner Abwesenheit, der Konfliktfall im Ausbleiben der Bundesheerkolonnen, die für den nationalen Einsatz auf der Streif mobilgemacht werden.

Ein Schlagersänger kommentiert im ORF, er profitiert davon, dass seine Kitzbüheler Lebenswelt den Großraum der österreichischen Fantasiewelt definiert. UHBP stellt sich als ein von Skimütze und Security geschützter Teil der Promi-Folklore aus, die auf das Ausbleiben der Sieglosigkeit der Unsrigen hofft.

Der politische Diskurs kreist um Bilder eines gefährlich erwachsenen Geländespiels, die Ronald Pohl als Ausdruck der Probe für eine Wehrhaftigkeit beschrieb. Sie imaginiert stets den Ernstfall und trägt ihn als ewigen Vorwand vor sich her. Die Bilder aus Kitzbühels Wintermärchenwelt ergänzen die Diagnose insofern, als in Österreich die Freizeit der Ernstfall ist, für den man gewappnet sein muss. Dem Spiel und dem Sport gilt die eifrigste Ertüchtigung des Körpers und des kollektiven Sinns. Der von Pohl festgestellte "katastrophische Zusammenhang" Straches "mit der österreichischen Lebenswelt" gilt in abgewandeltem Sinn auch für den Winterrennsport. Nicht die stets im Fremden lauernde Bedrohung der eigenen Siegesserie, sondern das Verschwinden des Winters droht. Das darf nicht sein. Österreich ginge damit seiner bunt kostümierten Teilnahme an den stellvertretenden Weltaufteilungskämpfen verlustig. (Johann Skocek, DER STANDARD Printausgabe 29.01.2007)