Das Weltall.

Unendliche Weiten. Von den Plejaden zu Jupiters Ringen in 15 Sekunden. Allerdings per Teleskop, nicht Raumschiff Enterprise und Warp-Antrieb. Ort der nächtlichen Handlung: Arizona, USA. Bei Winnetous Wigwams, quasi. Zweck: Sammeln erster Testeindrücke vom neuen BMW 3er-Cabrio.

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Und so haben wir uns

in die unendlichen Weiten der US-terranischen Landschaft begeben und auf streng temporeduziertem Straßennetz geprüft, was das weiß-blaue Gerät taugt. Zunächst einmal dauert es 22 Sekunden, bis man ungestört Richtung Weltall aufblicken kann, zum freien Himmel.

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Hat man Angst,

selbiger könne einem auf den Kopf fallen - in 23 Sekunden ist alles wieder dicht. Und das Blech wirkt, als vertrage es einige Einschläge.

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Richtig:

Dies hier ist das erste BMW-Cabrio mit versenkbarem Blechdach. Ein besonders schlauer, filigran wirkender Faltmechanismus erlaubt überraschend schlanke Formgebung am Heck, aber weil Design nun mal Geschmacksache ist, gibt der STANDARD-Autor an dieser Stelle zu Protokoll, dass er Volvos C70 in diesem sensiblen Bereich hübscher gestylt findet. Offen hingegen macht das Auto eine tadellos elegante Figur, BMW spricht von "klårer Kråft", also Kraft durch Klarheit oder so.

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Rund 200 kg Mehrgewicht

bringt das Fahrzeug gegenüber dem 3er-Coupé - auf dem es basiert - auf die Waage. Etwa 60 davon gehen zulasten der Dachkonstruktion, der Rest in Versteifungsmaßnahmen, Sicherheit. Und so meldet zwar das Lenkrad ein zartes Cabrio-Vibrato an die Pilotenhände, ansonsten wirkt das Fahrzeug aber auch im offenen Zustand erstaunlich verwindungssteif.

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Andererseits

muss man durch das Mehrgewicht mit rund einem Liter Mehrverbrauch auf 100 km rechnen, den fabelhaften 335i-Twinturbo-Reihensechszylinder, der für Erkundungsausritte im Land der Apachen zur Verfügung stand, brachten wir einfach nicht unter elf Liter, und da hatten wir das Cabrio, wie Kollege C. V. formulierte, "auf Händen ins Ziel getragen".

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An des Coupés Agilität

kommt das Cabrio aufgrund besagter belastenden Umstände übrigens auch nicht ran - soll es laut BMW aber gar nicht: "Das ist eine völlig andere Klientel."

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Damit

von der Raum- zur Zeitachse: 1986 entschied BMW-Chef Eberhard von Kuenheim, Ostpreuße in bayerischen Diensten: Das wohlproportionierte Stoffdach-Konstrukt, das seine Subalternen ihm präsentierten, müsse in Serie gehen.

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Womöglich

auch ein Tribut an seinen Königsberger Landsmann Immanuel Kant, dem bekanntlich nebst dem "moralischen Gesetz in mir" ja auch "der bestirnte Himmel über mir" Ehrfurcht und Staunen abrang.

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Die Entscheidung

war seinerzeit gleichwohl mutig. Dass das Wagnis sich lohnte, zeigt der Umstand, dass das 3er-Cabrio schon 276.000- mal über den Ladentisch ging. BMW war also beim Cabrio-Trend früh dabei, und man merkt der vierten Generation des Trendsetters die Erfahrung an, die sich da angesammelt hat.

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Beispiel Windschott:

Der liegende Teil ist mit einem Handgriff aufgestellt, dann lässt sich zusätzlich Gepäck auf den Rücksitzen verstauen.

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Beispiel Kofferraum:

Im "Dach offen"-Zustand ist der Raum unter der Abdeckung kaum zugänglich. Per Knopfdruck der Schlüssel-Fernbedienung lässt sich das Dach auf eine Zwischenposition hieven, der Nutzraum ist danach erreichbar (Bild unten rechts). Ist etwas umständlich, funktioniert aber tadellos.

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Fazit?

Fesches Festdach-Cabrio für alle Jahreszeiten. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 26.1.2007)

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BMW

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