Wirtschaft
Who wants to be an Emillionaire?
Der britische Sender Channel 4 kürte in einer aufsehenerregenden Fernsehshow die beste dot. com-Geschäftsidee
Der britische Fernsehsender Channel 4 wähnte sich
einmal mehr am Puls der Zeit. Während anderswo junge Leute in einen
Container gesperrt wurden um sich wochenlang gegenseitig zu nerven, oder
abenteurlustige Mitzwanziger auf einer einsamen Insel ihr
Überleben sicherstellen mussten, lobte die rennomierte TV-Station eine
Million Pfund für die beste Internet-Geschäftsidee aus.
7000 Kandidaten
Als Anfang des Jahres die "Emillionaire Show" auf Sendung ging, gab es kaum
aufregenderes als das Kürzel dot.com. 7000 Kandidaten sandten Vorschläge
ein, 15 wurden von einer Jury, der unter anderem das Beratungsunternehmen
Andersen Consulting angehörte, ausgewählt um vor laufenden Kameras das
Publikum von ihrer Start-up-Idee zu überzeugen.
Das die Neue Wirtschaft inzwischen gehörig ins Schleudern geriet und das
Wort "dotcom" vielerorts Magenkrämpfe verursachte, tat der Begeisterung
keinen Abbruch. Starmoderator John Snow gab sich zuversichtlich: "Die
E-conomy wird unser aller Leben verändern, grundlegend, total und das trotz
aller Zweifler und Skeptiker."
"Glanzstunde mit Grauschleier"
Nichtsdestotrotz hagelte es für das ambitionierte Sendekonzept auch Kritik:
"Bunt und knallig will man sein, der Geist ist willig, doch die Show ist
schwach. Damit ist
The-Emillionaireshow nur ein weiteres Beispiel,
wie sich ein einstmals guter Sender im Quotenkampf auf die banalste
Ebene des Internet-Goldrauschs einlässt, inklusive
Großmütter aus Verkabelterkleinstadt.com und
Zinnsoldatenüberswebverkäufer.co.uk und der
großartigen Botschaft, dass wir alle unser Leben verändern könnten, wenn
wir nur einmal eine Idee hätten. Doch das ist, im
Jahr 2000, zu wenig, zu spät", rümpfte Armin Medosch vom Onlinemagazin
TELEPOLIS
die Nase.
And the winner is...
Am Sonntag war es dann trotz aller Unkenrufe soweit. Aus den fünf
verbliebenen Projekten - darunter ein digitaler Melodien-Generator
(com-poser.com) und einem virtuellen Einkaufshelfer (beebboutique.com)
wurde unter reger Publikumsbeteiligung der "Zlatko des E-Commerce" gekürt.
Der Brite Collin Robertson konnte für sein Schulhilfeprojekt
"schoolsforschools.com" eine Million Pfund (rund 22 Millionen Schilling)
Venture Capital mit nach Hause nehmen. Auch das Publikum ging nicht leer
aus. Eine einprozentige Beiteiligung am künftigen Highflyer wurde unter den
Zusehern verlost. Innerhalb eines Jahres soll die vielversprechende E-Idee
nun verwirklicht werden. (red)
Links
The
Emillionaire Show
CHANNEL 4
Wie mache
ich mich zum E-Trottel?
Channel 4 zahlt 1 Million Pfund für die beste Dotcom-Idee aus und lässt das
Publikum entscheiden
TELEPOLIS
TV-Sender ernennt Dot.Com-Millionär
Beste E-Idee bekommt mindestens 22 Mio. Schilling
PRESSETEXT
AUSTRIA