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Katharina und Peter wurden am 1. Februar 2006 von Kidnappern in Bolivien ermordet.

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La Paz/Wien/Buenos Aires - Auf Grund der komplexen bolivianischen Rechtslage gibt es von Seiten der Familien von Katharina Koller und Peter Kirsten Rabitsch Befürchtungen, dass die Täter, die im Vorjahr ihre Kinder in Bolivien entführt und brutal ermordet haben, ohne Gerichtsurteil freikommen könnten. Dies erklärten Peters Eltern, Hermann Rabitsch und Joana Krizanits.

"Drei der fünf Mörder sind seit Monaten im Gefängnis, Ramiro Milan (der mutmaßliche Bandenchef; Anm.) seit 28. August. Es gibt noch immer keine Anklage. Nach bolivianischem Gesetz gehen Häftlinge frei, wenn sie nicht innerhalb von gewissen, relativ kurzen Fristen, die vom jeweiligen Fall abhängen, angeklagt werden. Sie dürfen dann nie wieder wegen demselben Verbrechen angeklagt werden, auf Grund dessen sie in Untersuchungshaft waren", so die Eltern.

Probleme durch Karneval

Nicht zuletzt die bevorstehende Karnevalszeit könnte für Probleme sorgen: "Da liegt das öffentliche Leben lahm. Wir sind in großer Sorge, dass die Täter freikommen und dann wieder den Geschäften nachgehen, die sie in den letzten Jahren betrieben haben: Kidnapping von Touristen mit Bankkartenraub und Pincode-Erpressung, Langzeitentführungen und wahrscheinlich weitere Morde." Dennoch hoffe man weiterhin, dass ein Urteil noch in diesem Jahr gefällt wird.

Petition für Rucksackreisende

Die Familien von Katharina und Peter sind nach dem Tod ihrer Kinder in die Offensive gegangen: Sie starteten eine Petition, um die Sicherheit für Rucksacktouristen in Lateinamerika zu erhöhen. Ein zentrales Anliegen dabei ist die Senkung der täglichen Abhebelimits an öffentlichen Geldausgabeautomaten auf das Niveau eines durchschnittlichen lokalen Wochenlohns.

"Man bringt meinen Sohn nicht um, ohne dass das Konsequenzen hat. Ich habe eine Aufgabe", sagte Peters Vater, Hermann Rabitsch. Dazu gehört für ihn ebenso, die für das Gewaltverbrechen Verantwortlichen der Justiz zuzuführen, wie auch allgemein tätig zu werden. Mit einer vor allem an die Banken und Kreditinstitute gerichtete Petition soll die bei Rabitsch und Koller angewendete Verbrechensart in Zukunft verhindert werden.

Dem "Trick" von Entführerbanden, mittels eines ausgeklügelten Systems aus falschen Taxis, falschen Touristen und falschen Polizisten, die unter dem Vorwand von Ermittlungen (etwa wegen Drogenhandels) ihre Opfer zwingen, die Pincodes ihrer Bankomat- und Kreditkarten preiszugeben, könnte mit der Senkung der Abhebelimits weitgehend das Wasser abgegraben werden, finden die Eltern.

"Paradies für organisiertes Verbrechen"

In Bezug auf Bolivien etwa würden die bei europäischen Bankinstituten üblichen Abhebelimits nämlich ein wahres Paradies für das Organisierte Verbrechen bedeuten: "Für örtliche Verhältnisse geht es um unvorstellbar hohe Beträge: das tägliche Abhebelimit entspricht einem durchschnittlichen halben Jahreseinkommen!", schreiben die Familien auf der Homepage www.katharinaandpeter.info. Diese fungierte ursprünglich als Suchseite zur Auffindung des jungen Paares und wurde nach dem Bekanntwerden des tragischen Ausgangs des Falles als Informationsportal zu Fragen der Reisesicherheit von Rucksacktouristen weitergeführt. Neben umfangreichen Tipps wird auch für die Petition geworben, für die auf der Seite Unterschriften gesammelt werden.

Konkret verlangen die Initiatoren, dass höhere Geldbeträge nur innerhalb von Bankfilialen zu den Öffnungszeiten behoben oder durch Verwendung der Bankkarte als Zahlungsmittel gedeckt werden können. Auch wenn in der Zwischenzeit die Öffentlichkeit - sowohl in Bolivien als auch auf Seiten der ausländischen Touristen - gegenüber den "Pincode-Entführungen" wachsamer geworden sei und das Betätigungsfeld der Banden durch Polizeireformen erschwert wurde, hat diese in ganz Lateinamerika verbreitete Verbrechensmethode laut Rabitsch auch nach dem Fall von Katharina und Peter Anwendung gefunden. Die Täter hätten überdies dazugelernt und ihre Methoden "verfeinert", meint er. Zahlreiche Menschen haben sich der Position der Eltern bereits angeschlossen: Über 3700 Personen haben unterschrieben. (APA)