Port-au-Prince - Bei einem erneuten Einsatz der Friedenstruppen der Vereinten Nationen gegen kriminelle Banden sind in Haiti mindestens fünf Zivilisten getötet worden. Wie Medien unter Berufung auf die Behörden in Port-au-Prince berichteten, ereigneten sich die Zusammenstöße "seit Mittwoch praktisch ununterbrochen" im Armenviertel Cité Soleil.

"Wir eröffnen das Feuer aber nur, wenn wir bewaffneten Gruppen begegnen", sagte ein Sprecher der UNO-Mission zur Stabilisierung Haitis (MINUSTAH), Oberst Abdelassal Elamarti. Bei den Zusammenstößen habe es auch zahlreiche Verletzte gegeben. Die UN-Aktion habe diesmal in erster Linie die Eroberung eines von einer Entführerbande besetzten Hauses zum Ziel gehabt.

Proteste

Während die UN-Sprecher von fünf getöteten Männern sprachen, versicherten Ärzte eines Krankenhauses, auch eine Frau sei von den Kugeln der Soldaten tödlich getroffen worden. Bei früheren Aktionen der UN-Blauhelme mit zahlreichen Todesopfern hatte es in Port-au-Prince bereits heftige Proteste gegeben. Sie forderten den Abzug der MINUSTAH-Truppen. Ungeachtet aller Kritik bereite man sich auf weitere Aktionen gegen die Kriminalität vor, sagte Elamarti.

Das ärmste Land des amerikanischen Kontinents wird vor allem von einer Entführungswelle heimgesucht. Erst am 13. Dezember wurde etwa eine Gruppe von 20 Schülern verschleppt. Entführt wurden auch Politiker. Ein sechsjähriger Bub wurde von seinen Entführern im vergangenen Jahr ermordet, obwohl die Eltern Lösegeld bezahlt hatten.

Entführungswelle

Staatspräsident René Preval will die Entführungswelle energisch bekämpfen. Das Cité-Soleil-Viertel gilt als größter und ärmster Bezirk der haitianischen Hauptstadt. Es gilt auch als Bastion der mafiaähnlichen kriminellen Organisationen.

Die von 8000 Männern und Frauen aus 40 Ländern gebildete internationale Blauhelmtruppe ist seit Mitte 2004 in Haiti stationiert. Sie soll den Weg in die Demokratie absichern. Der Karibikstaat wird seit Jahrzehnten von Anarchie und Gewalt erschüttert. Auch nach dem Sturz des in Cité Soleil besonders beliebten Präsidenten Jean-Betrand Aristide im Jahr 2004 hat sich die Lage nicht gebessert. (APA/dpa)