Der Blazer in Marlboro-Rot täuscht. Wiens Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely tritt für ein generelles Rauchverbot ein, sollten Raucherbereiche in Lokalen nicht funktionieren.

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Wien/Salzburg – Die Raucher müssen sich in Österreichs Lokalen langsam auf den Weg ins Extrazimmer machen. Und eine geschlossene Tür zu diesem Raum allein reicht noch gar nicht, um die Nichtraucher davor wirksam vor den Gefahren des Zigarettenqualms zu schützen. Zu diesem Schluss kommen Fachleute im Umweltministerium, wie der STANDARD berichtete.

Die Politik scheint sich diese Überlegungen zunehmend zu Eigen zu machen. Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) verlangte erst am Mittwoch ein Rauchverbot in öffentlichen Lokalen. In einem Jahr, Anfang 2008, könnte es ihrer Meinung nach bereits so weit sein; Burgstaller war in den Koalitionsgesprächen auf SPÖ-Seite Chefverhandlerin für den Gesundheitsbereich. Jetzt legte sie eine Studie vor, nach der es jeder Vierte über 40 in Österreich mit der Lunge hat.

"Schutz von Nichtrauchern seht über anderen Fragen"

Eine weitere Mitstreiterin für einen, wenn nötig, völligen Schutz der Nichtraucher, ist die neue Wiener Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely. Es sei wissenschaftlich bewiesen, so die Nichtraucherin Wehsely, dass Rauchen und auch Passivrauchen ungesund seien, daher "steht der Schutz von Nichtrauchern über anderen Fragen".

Man müsse schauen, ob die Variante, "dass es in Lokalen Raucherbereiche gibt und das Normale das Nichtrauchen ist, funktioniert". Wenn nicht, müsse man zu stärkeren Mitteln greifen, "also zu einem generellen Rauchverbot".

Raucherentwöhnung auf Krankenschein steht Wehsely eher distanziert gegenüber: "Es ist ja nicht so, dass die Krankenkassen nicht wissen, was sie mit ihrem Geld tun sollen. Da wäre es zu leicht, einfach zu sagen, dass die Krankenkassen die Kosten übernehmen sollen, das ist nur ein Puzzlestein." Sie, Wehsely, setze stärker auf Prävention, Rauchen sei schließlich eine Sucht. Und Suchtprävention fange bei Kindern an, bei ganz konkreten Projekten, in denen es darum geht, Kindern Selbstwertgefühl zu vermitteln, "was wiederum Suchtverhalten vorbeugt".

BZÖ sieht "Entmündigungspolitik"

Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) kann sich laut Österreich inzwischen ebenfalls getrennte Räumlichkeiten in den größeren Lokalen vorstellen. Erntete sie zunächst Kritik, weil sie Verständnis auch für Raucher gezeigt hatte, so geriet sie am Donnerstag ins Visier des BZÖ, weil sie nun eben getrennte Raucherzonen befürwortet.

"So können Nichtraucher bestmöglich geschützt werden", wird Kdolsky zitiert, das BZÖ spricht von einem Umfaller mit "Bomben und Granaten" und von "Entmündigungspolitik". (Karin Krichmayr, DER STANDARD - Printausgabe, 26. Jänner 2007)