Hypo, erneut am Prüfstand.

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Wien – Während die Justiz in der Causa Hypo Group Alpe Adria rund um die Swap-Verluste 2004 ermittelt (rund 328 Mio. Euro; ihretwegen musste die Kärntner Landesholding nun ihre Bilanz 2004 auf ein Minus von 157 Mio. Euro korrigieren), herrscht in der Bank selbst seit Mitte September erneut rege Betriebsamkeit. Seit damals läuft nämlich eine Vorortprüfung durch Oesterreichische Nationalbank (OeNB) und Finanzmarktaufsicht (FMA) unter der Leitung von Notenbanker Roland Pipelka. Mit dem vorjährigen OeNB-Prüfbericht über die Swaps war nur ein Teil des Jobs der Aufseher erledigt; das jetzige sechsköpfige Prüferteam hat sich "aller anderen virulenten Themen angenommen", erzählt ein Aufseher. Vorigen Freitag haben die Vorortprüfer ihre Zelte in Klagenfurt abgebrochen, laut Involvierten gibt es aber "noch weitere Erhebungen". Der Prüfbericht soll laut OeNB bis zum Frühling fertig gestellt sein.

Kernthemen

"Kernthemen" dieser dritten Vorortprüfung innerhalb weniger Jahre waren laut dem neuen Hypo-Chef, Siegfried Grigg, die Bereiche "Kredite, Risikomanagement, Eigenkapitalausstattung". Die Gespräche, die er zuletzt mit den Prüfern geführt habe, hätten "sehr erfreuliche und positive Ergebnisse gebracht". Aktiv geworden sind auch die Finanzaufsichtsbehörden in Kroatien, Italien und Serbien. Sie haben sich insbesondere die Finanzflüsse in dem "sehr großen und sehr komplizierten Institut" (ein Notenbanker) angeschaut.

Der Grund dafür: Vor allem mit ihren kroatischen Geschäften und Immobilienprojekten ist die Bank zuletzt immer wieder ins Visier der Kritik geraten. Der oft kolportierte Vorwurf, Kredite seien auf wundersame Weise in Eigenkapital umgewandelt worden, dürften sich bei der jetzigen Prüfung des Kreditengagements aber "nicht erhärtet haben", hat der Standard erfahren. Diese Immobilienprojekte sind in erster Linie über die Hypo-Tochtergesellschaft Consultants gelaufen, und die steht gerade zum Verkauf.

Verbesserungen beim Risikomanagement

Beim Risikomanagement, das in früheren Prüfberichten in der Luft zerrissen wurde, habe es "wesentliche Verbesserungen" gegeben, heißt es. "Wir haben den Vorstand auch in diesem Bereich aufgestockt. Jetzt sind wir, im Gegensatz zu früher, faktisch in der Lage, alle Regeln detailliert umzusetzen", sagt Grigg.

Konfliktpotenzial zwischen Prüfern und Bankern (sie müssen zum Entwurf des Prüfberichts Stellung nehmen) dürfte sich trotzdem auftun. Denn in der Bewertung einzelner Kreditfälle im Zusammenhang mit südeuropäischen Immobilienprojekten wurde offenbar sehr detailliert diskutiert, die Bewertungsansätze sind durchaus unterschiedlich ausgefallen. Übrigens hat man auch eine Lehre aus den Swap-Verlusten gezogen: Solche Swap-Konstruktionen, für die es keine Produkteinführung gibt, dürfen die Kärntner jetzt nicht mehr handeln. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.1.2006)