"Nix" hält der Erstsemestrige David von der möglichen Abschaffung der Quotenregelung für ausländische Studierende. Er und seine Kolleginnen Kerstin, Anna und Fiona sind als erste Generation der Studierenden, die den Eignungstest für das Medizinstudium absolvieren mussten, direkt betroffen. "Die Quotenregelung ist unser letzter rettender Strohhalm vor dem großen Andrang aus dem Ausland", meint Fiona im Gespräch mit derStandard.at/Uni. Vor allem deutsche Numerus-Clausus-Flüchtlinge würden ihre Studienplätze bedrohen. "Österreich ist eh schon so klein, der Platz für ausländische Studierende wird eng", sind sich die StudienanfängerInnen einig.

Foto: derStandard.at/Oberndorfer

"Wenn die Quotenregelung bei uns abgeschafft wird, muss in Deutschland auch der Numerus Clausus abgeschafft werden", ist Medizinstudentin Michaelas erste Reaktion auf den Beschluss der EU-Kommission. Würde es den nicht mehr geben, würden auch nicht so viele Studierende aus dem Ausland sich um Plätze hierzulande bewerben. Besser wäre es, "die Zugangsbeschränkungen in der EU anzugleichen, damit Studierende nicht aus ihrem Land 'flüchten' müssen", schlägt die Medizinstudentin im neunten Semester vor.

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Rainer, Medizinstudent im dritten Semester, sieht in der Abschaffung der Quotenregelung nur einen Vorteil: "Die Wartezeiten für die Turnusplätze werden sicher kürzer, wenn es weniger österreichische Studierende gibt", meint er. Ansonsten könne die Aufhebung der Regelung schon ein Problem werden, "dass uns allerdings nicht direkt betrifft, weil wir ja schon länger studieren", so seine Kollegin Daniela. "Wir verstehen aber, dass StudienanfängerInnen um ihre Plätze fürchten." Für unvorstellbar halten die beiden, dass es in einigen Jahren zu einem ÄrztInnenmangel kommen könnte.

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"Wir haben nicht zuviele ausländische, sondern generell zuviele Studierenden", bringt ein Professor das Problem auf den Punkt. "Zugangsbeschränkungen müssen einfach sein, wir können ja nicht alle aufnehmen", so der lehrende Arzt. Egal ob Aufnahmegespräche wie in England oder Knock-Out-Prüfungen - man solle nicht mehr soviele BewerberInnen aufnehmen. "Viele studieren an ihrem Beruf vorbei und vergeuden ihre Zeit, das sollte vermieden werden", rät der Professor. Dass es, wie von der Politik befürchtet, zu einem Mangel an ÄrztInnen kommen könne, bezweifelt er.

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"Die Diskussion um die Zugangsbeschränkungen ist eine politische Frage, die wir als Lehrende nicht beeinflussen können", meint ein zweiter Professor im Gespräch mit derStandard.at/Uni. "Gute Ausbildung können wir nur einer bestimmten Menge bieten." Dass die Uni überlastet ist, würde die Lehrverhältnisse negativ beeinflussen. Ginge es nach ihm, solle man die Zahl der Studierenden soweit beschränken, dass jedem gute Betreuung geboten werden kann.

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Dass die Quotenregelung als rechtswidrig gilt, findet Student Peter "nicht gut". Die 25 Prozent, die für ausländische StudentInnen reserviert sind, seien "okay". "Es sollten aber nicht mehr werden, sonst bleiben ja keine Plätze für uns übrig", befürchtet er. Einen ÄrztInnenmangel hält auch er angesichts der langen Wartezeiten für Turnusplätze für unwahrscheinlich.

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"Das Problem an der ganzen Sache ist, dass zuviele Leute für zuwenig Plätze aufgenommen werden", berichtet Dipal über seinen Studienalltag. Egal ob für Praktika oder Turnusplätze - überall sei man mit Wartelisten konfrontiert. "Einen Numerus Clausus wie in Deutschland sollte es auch bei uns geben", schlägt er vor. "Als Patient sieht man vielleicht einen Ärztemangel, wenn man lange auf einen Termin warten muss. Wir merken davon allerdings nicht, denn bei uns ist alles überlastet", klagt Dipal. Zugangsbeschränkungen würden da Abhilfe schaffen, eine optimale Lösung zu finden, sei jedoch schwer.
(lis, kab/derStandard.at, 24. Jänner 2007)

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