Mit zunehmender Normalisierung der Schönheitschirurgie verliert es an Bedeutung, selbige abzulehnen oder zu befürworten.
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Gesichtsmasken finden in der plastischen Chirurgie vielfache Anwendungen – als Modelle oder als die chirurgische Arbeit ergänzende Prothesen. In Diskursen um die Schönheitschirurgie finden sich aber auch viele Maskenmetaphoriken. So wird behauptet, dass Gesichtszüge durch zu häufige Straffungen maskenhaft einfrieren, dass Heuchlerinnen und Heuchler versuchen, sich operativ verlorene Jugenden, neue Identitäten oder soziale Vorteile zu erschleichen.

Es wird aber auch zur Maskenmetapher gegriffen, um das "biologische" Gesicht als irreführende Oberfläche zu entlarven, durch die der Blick des Betrachters auf die "innere" Realität und das dazu passende "wahre" Gesicht verstellt wird. In beiden Fällen wird die Maske zum negativen Konterpart des Gesichts deklassiert. Ob nun aber das Gesicht vor oder dasjenige nach der Operation der Täuschung überführt werden soll, hängt von der Position der Sprecherinnen und Sprecher ab. Die Metapher wird so zum Legitimationswerkzeug der eigenen Körperpraxis und der Befürwortung bzw. Ablehnung der Schönheitschirurgie.

Mit zunehmender Normalisierung der Schönheitschirurgie verliert diese Unterscheidung jedoch an Bedeutung. Gerade in dieser Entwicklungsphase bietet die Schönheitschirurgie einen Einblick in die "Natur im Zeitalter ihrer technischen Reproduzierbarkeit" (G. Böhme), in der Differenzen zwischen Maske/Gesicht, wahr/falsch, gegebener Natur/selbstbestimmter Gestalt oder Faktizität/Entwurf einbrechen.

Zur Vortragenden

Nora Maria Ruck, Mag.a phil., studierte Psychologie in Wien sowie Kulturpsychologie in Nijmegen, Niederlande. Sie ist Doktorandin im Fachbereich Psychologie an der Universität Wien und arbeitet im Studienjahr 2006/07 als IFK_Junior Fellow am Projekt "Das Gesicht im Zeitalter seiner plastischen Reproduzierbarkeit". (red)