Ab 2010 soll die Nabucco genannte OMV-Gaspipeline bis in die Osttürkei führen - nicht weit von den riesigen Gasfeldern, die in Kurdistan vermutet werden. Kein Wunder, dass die OMV massives Interesse an einer Investition im nordirakischen Kurdengebiet hat. Gleich drei OMV-Manager reisten mit ihrem ehemaligen Chef Richard Schenz, der die österreichische "Marktsondierungsreise" nach Erbil leitete. Dort knüpften sie mit Ministern und Beamte die ersten Kontakte. Vor ihnen waren bereits Norweger und Briten dort, doch diese sind eher am Öl denn am Gas interessiert, hieß es.

Unter den 22 weiteren heimischen Unternehmen waren vor allem Mittelbetriebe wie etwa die Komptech aus Frohnleiten, Europas Marktführer bei der soliden Abfallbeseitigung. Sie hofft auf einen Auftrag für den Bau von drei Kompostierungsanlagen, mit der die Kurden ihren Mist zur Begrünung der Wüste verwenden kann. Auch in der Energieversorgung, Wasseraufbereitung, Spitalausrüstung und beim Hochbau sehen Firmen gute Chancen für kurdische Aufträge. Dabei gehe es nicht um große Summen, aber ein Eintritt hier biete ein Sprungbrett für den ganzen irakischen Markt.

Wegbereiter der Österreicher ist der Handelsdelegierte Oskar Smrzka, der vergangenes Jahr von Bagdad nach Erbil übersiedelt ist. Er zeigt sich davon überzeugt, dass die AUA-Verbindung die Chancen der heimischen Wirtschaft erhöht: "Am wichtigsten hier ist Sichtbarkeit".

Der Umgang mit der kurdischen Bürokratie ist nicht leicht, aber die Regierung zeigt sich um westliche Investoren bemüht. "Kurdistan ist für ausländische Unternehmen offen, und wir hätten gerne mehr von euch", erklärte Premier Nechirvan Idris Barsani.

Ein wichtiger erster Schritt ist ein Ausbildungsabkommen, das die Wirtschaftskammer Österreich für ihr Wifi abgeschlossen hat. Denn mehr noch als an Geld und Technologie fehlt es den Kurden an ausgebildeten Fachkräften. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 24.1.2007)