Dario Azzellini, Oliver Ressler: 5 Fabriken - Arbeiterkontrolle in Venezuela 2006 DVD, 81 Minuten, Spanisch mit deutschen/englischen Untertiteln

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Wien – Der venezolanische Präsident Hugo Chávez, im vergangenen Dezember mit 63,1 Prozent wiedergewählt, ist ein Politiker der Stunde. Die einen sehen in ihm einen charismatischen Revolutionär, weil er sich bevorzugt mit den USA anlegt – und dabei mit griffigen Parolen wie "Der Kapitalismus wird zur Zerstörung der Menschlichkeit führen!" aufwartet; die anderen betrachten ihn als einen üblen Populisten, der auch nicht davor zurückschreckt, sich mit dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadi-Nejad über den Erdölpreis zu verständigen, um seine Politik abzusichern.

Angesichts von Chávez’ medialer Präsenz erscheint es jedenfalls ein durchaus lohnendes Unterfangen, sich die Früchte seiner Politik genauer vorzunehmen – als eine Art Realitätsabgleich, der die Effekte von dessen "Sozialismus für das 21. Jahrhundert" im Wirtschaftsbereich behandelt. Genau dies hat der österreichische Filmemacher Oliver Ressler (Disobbedienti!) gemeinsam mit Dario Azzellini nun getan: 5 Fabriken – Arbeiterkontrolle in Venezuela führt zu fünf Standorten, an denen jeweils Aluminium, Textilwaren, Ketchup, Kakao und Papier in selbstverwalteter Produktion hergestellt werden.

Die Fabriken waren davor entweder über Jahre stillgelegt, oder sie wurden aufgrund von Missmanagement enteignet. Im Mittelpunkt des Interesses steht der nunmehr politisierte Arbeiter und seine Erfahrungen mit der neuen Organisationsform.

Es ist viel von der sozialen Dimension der Arbeit die Rede, der Anbindung der Produktion an angrenzende Sektoren und dem gewachsenen Selbstbewusstsein, das die Änderungen hervorbrachte. In Abgrenzung zum Kapitalismus, aber auch zu anderen sozialistischen Modellen wie dem der sowjetischen Verstaatlichung wird der eigene Weg mit durchaus revolutionärem Pathos als richtiger Weg propagiert.

Ressler und Azzellini folgen allerdings einem Darstellungsmodell, das bedauerlicherweise nur wenige Nuancen zulässt. Die Protagonisten geben im Umfeld ihrer Fabriken über ihre Arbeit Auskunft, sind aber kaum dabei zu sehen. Der Einblick in Arbeitswelten bleibt auf illustrative Ausschnitte beschränkt: einzelne Handgriffe und maschinelle Abläufe.

Dieser Ansatz wirkt nicht nur zunehmend monoton, er mildert auch den Erkenntnisgewinn, weil er keine Bilder des ökonomischen Wandels transportiert: 5 Fabriken konfrontiert einen mit vollendeten Tatsachen anstatt den Prozess einer Umwälzung zu veranschaulichen. (Dominik Kamalzadeh / DER STANDARD, Printausgabe, 23.1.2007)