Zwischen Medici-Kapelle, Uffizien (im Spätherbst übrigens geradezu besucherfrei) und Accademia, richtig Hochkultur also, liefert Einfaches den nötigen Kontrast. Zum Beispiel die Trattoria Del Fagioli. Bisschen langweilig die Ribollita, toskanische Brot- und Gemüsesuppe, bisschen fad auch Pappa al Pomodoro, im Wesentlichen wie's heißt, Paradeiser auf Brot, auch eine Spezialität in der Gegend. Die Ravioli mit Kartoffelfüllung schon spannender, al sugo finto, fingiertes Sugo, also eigentlich ziemlich klassische Tomatensauce.

Dann ein historischer Moment. Fidlers trotz jahrelanger Ambitionen erstes Bollito Misto. Nett die Zunge, bisschen öd das gekochte Huhn, das Rindfleisch gut marmoriert und sehr ok, mehr als fein die Salsa Verde. Und originell, was mir als Zampa (Bild unten) vorgestellt wird. Endlich wieder ein ordentlicher Würfel Fett, aber gesotten halt doch lang nicht so herrlich wie der gebratene, krustige Goder beim Kreuzwirt. Sondern eher eine labbrige Veranstaltung, die ich lieber in Kleinsthäppchen verkoste. Geschmacklich aber durchaus ok, das Stück vom Fuß.

Labung mit Magen

Die zweite Portion Kultur am Nachmittag inklusive Dombesteigung schafft verbrennungstechnisch gut Platz für einen großen Abend. Und zwischendurch über die Gasse beugt ein großes Panino mit Lampredotto kurzen Versorgungsengpässen vor. Labmagen gesotten, fein geschnitten, mit scharfer oder Petersiliensauce.

Der große Abend? Im Tre Soldi, bisschen außerhalb des Zentrums, aber umso näher zur empfehlenswerten Pension Ingrid Affitacamere, eine Schweizerin übrigens.

Steinpilze voll der Gnaden

Mykosophisch betrachtet eine Art Paradies, diese Trattoria. Crostini ai sapori del bosco – Steinpilze voll der Gnaden. Wer hier über die kleinste Dosis Prosecco in 15 Tagen meckert, hat keinen Sinn für Prioritäten.

Stracchetti alla Casa: Wenn nochmal Funghi Porcini die Art des Hauses prägen, bin ich schon gewonnen. Hier allerdings überdeckt mir Ragu die Pilze bisschen zu sehr, weniger wär hier mehr gewesen.

Das kann man von den Gnochetti mit porcini & castagne nicht behaupten, auch wenn Teigwaren, Pilze und Kastanien sich (in dick-cremiger Sauce) auf dem Teller häufen. Drei Rufzeichen von Gegenüber, da kann ich mich nur anschließen. Fast besser noch als meine Tagliata vom Pferd, schön rosa, auf Rucola, aber auch nur fast.

Käse, Balsamico auf Zimteis, naja

Was uns nach diesem prachtvollen Erlebnis ritt, als erstes Dolce auf italienischem Boden just "Gelato alla canella ai balsamico del Modena e scaglie di Parmigiano" zu wählen, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Dieses Zimteis mit Balsamico und Parmesanspänen hat jedenfalls nicht das Zeug, mich zum Nachspeisenfan zu wandeln. Feines Essen macht offenbar übermütig, Chianti Rufina Riserva 01 Dreolino von der Fattoria Petroio trägt seinen Teil dazu bei.

Die folgenden Ereignisse finden statt ab Montag, 17 Uhr.