Christoph Rhemann, der erste österreichische Empfänger des Microsoft Research European PhD Scholarship Program

Foto: Microsoft
"Freistellen" ist ein Wort aus der Trickkiste von Photoshop-Artisten: Zum Beispiel nimmt man ein Bild unseres frisch gebackenen Bundeskanzlers im Parlament, löst seine Figur aus dem Hintergrund und setzt es in eine Sandkiste - fertig ist das Bild von Kindheitsträumen.

Schwierigkeiten

"Das funktioniert in einigen Programmen wie Photoshop, aber es ist für den User teilweise sehr mühsam, vor allem bei transparenten Bereichen wie Haaren", beschreibt Christoph Rhemann von der TU Wien. Und bei Videos ist es überhaupt nur mit enormem Arbeits- und Rechenaufwand möglich und darum großen Studios vorbehalten - die dazu eine "Bluebox" (ein neutraler Hintergrund) verwenden, um das Freistellen zu erleichtern.

Einfügen

"Video Matting" nennt man in der Fachsprache das Herausschälen eines Objekts aus seinem Hintergrund, um einen anderen Hintergrund anwenden zu können. Rhemann will durch seine Forschungsarbeit diese Möglichkeit auch Normalverbrauchern erschließen. Mit diesem Projekt ist er der erste heimische Empfänger des renommierten Stipendienprogramms von Microsoft Research, das Rhemann dreijährige Arbeit an der TU Wien ermöglicht. Dotiert ist das Programm mit drei mal 30.000 Euro brutto - obwohl es ein Stipendium ist, sind daraus die üblichen Steuern und Sozialabgaben zu bezahlen.

Auswahl

Pro Jahr werden europaweit nur rund 30 junge Forscher in einem internationalen Review-Prozesses, an dem im Vorjahr 97 Wissenschafter beteiligt waren, ausgewählt. Das Forschungsprogramm wird von Microsoft Research in Cambridge betreut und soll die Ziele der EU-Lissabon-Agenda zur Stützung des europäischen Forschungsstandorts unterstützen, erklärt Thomas Lutz, Unternehmenssprecher von Microsoft Österreich. "Christophs Forschung ist ein Beispiel dafür, wie wir Europas Erbe als Pionier in wissenschaftlicher Innovation stützen können", sagt der Leiter des Stipendienprogramms, Fabien Peticolas.

Augen

Rhemanns Ansatz beruht darauf, die Augenbewegungen des Bildbearbeiters zu verfolgen und dadurch zu erkennen, welche Objekte freigestellt werden sollen - was derzeit mühsam mit Maus oder Stift getan wird. Gleichzeitig sollen mithilfe neuer Algorithmen die erforderliche Rechenleistung auf parallel arbeitende Prozessoren verteilt werden. Dabei kann Rhemann auf Forschungsarbeiten der Projektleiterin Margrit Gelautz an der TU Wien aufbauen. (Helmut Spudich / DER STANDARD Printausgabe, 19.01.2007)