Billa will künftig mit Hausverstand erklären, warum gewisse Produkte nicht billiger sein können. Die Industrie ist noch skeptisch.

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Wien – Billa verspricht die Abkehr vom ruinösen Preiswettbewerb. Statt mit Rabattaktionen schmückten sich die Vorstände des Rewe-Konzerns am Dienstag vor Journalisten mit Schlagwörtern wie "hochwertige Lebensmittel", "Verantwortung" und "wertvolle Marken".

Billa-Vorstand Josef Siess kündigt an, den österreichischen Lieferanten künftig den Vorrang zu geben – nicht ohne auf immer breitere Angebote im Osten hinzuweisen.

Butter aus Österreich

Zeichen des guten Willens: Heidi-Teebutter komme jetzt trotz höherer Einkaufspreise aus Österreich. In der Feinkost sei man auf mehr heimische Produzenten umgesattelt. Und vor den Kassen gibt es künftig gesunde Alternativen zu süßen Snacks. Werbespots trommeln für die Hinwendung zu fairen Preisen. Die Kosten der Kampagne liegen, wie in den Vorjahren, bei 27 Mio. Euro.

Michael Blass, Chef des Verbands der Lebensmittelindustrie, ist skeptisch. "Diese Versprechen gab es auch in der Vergangenheit", sagt er im Gespräch mit dem STANDARD. Eine Abkehr von harten Preiskämpfen sei aber längst überfällig und klinge nach einem Schwenk zur Vernunft. "Die Alternative ist, dass sich die Preisspirale weiter nach unten dreht und die Qualität der Lebensmittel sinkt." Gespräche des Konzerns mit den Lieferanten würden zeigen, ob Billa seinen Plan wahr mache.

Rewe-Vorstand Frank Hensel will heuer in Österreich zumindest 60 bestehende Filialen generalsanieren, Expansion ist nicht geplant. Auf die 16.000 Mitarbeiter warte neben der neuen Arbeitsbekleidung eine Ausbildungsoffensive. Und den Kunden will Billa "mit Hausverstand" erklären, warum gewisse Produkte nicht billiger sein können.

Aufsperren schon um 7 Uhr früh

Weitet die Regierung die Ladenöffnungszeit wie geplant von 66 auf 72 Stunden aus, will Billa in Wien bereits um sieben Uhr aufsperren. "Wir erwarten uns zusätzliche Umsätze", sagt Vorstandssprecher Volker Hornsteiner. Ob das für ganz Österreich Sinn mache, werde derzeit noch geprüft.

Was den umstrittenen Einstieg bei Adeg betrifft, betont Hensel einmal mehr, dass der neue Partner alle Sortimentshoheit behalte. "Adeg entscheidet, welche Sortimente wann von uns bezogen werden." Rewe werde im Jänner die ersten Lieferungen tätigen.

Rewe Austria hat 2005 rund 4,4 Mrd. Euro umgesetzt. Über die Bilanz 2006 hält sich Hensel noch bedeckt. Nur so viel: "Wir haben über Markt und Plan abgeschlossen." (vk, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 17.1.2007)