Doris Bures ist emanzipiert und kein "Opfertyp". Anders als der neue Bundeskanzler hatte sie keine hochtrabenden Pläne, Frauenministerin ist sie dennoch geworden.
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STANDARD: Sind Sie eine Emanze?

Bures: Ja. Ich würde mich als emanzipierte Frau bezeichnen. Es wird auch einer meiner Arbeitsbereiche sein, dafür zu sorgen, dass mehr Frauen in ökonomischer Unabhängigkeit leben können und daher die Voraussetzung für ein emanzipiertes Leben haben.

STANDARD: Ist Frauenministerin Ihr Traumjob?

Bures: Im Unterschied zu unserem neuen Bundeskanzler, der schon seit frühester Kindheit Bundeskanzler werden wollte, habe ich mir mein ganzes Leben nicht zu träumen gewagt, einmal diese große Aufgabe zu bekommen.

STANDARD: Sie haben aber kein Hehl daraus gemacht, dass Sie gern SPÖ-Bundesgeschäftsführerin geblieben wären. Bringen Sie hier ein Opfer?

Bures: Nein, ich bin kein Opfertyp. Ich mache das jetzt mit großer Freude und habe in den letzten Stunden schon gesehen, da kommt viel Arbeit auf mich zu. Es stimmt, dass ich mit großer Leidenschaft Parteimanagerin war, weil mir die Organisation von Politik viel Spaß gemacht hat. Nicht umsonst war ich sieben Jahre lang in dieser Funktion.

STANDARD: Sie sind eine Mietrechts- und Finanzexpertin, haben aber keine Hausmacht bei den SPÖ-Frauen - schwächt Sie das?

Bures: Von solchen Denkmustern halte ich nicht viel. Wichtig ist, dass wir wieder ein eigenständiges Frauenministerium haben. Das ist eine gute Ausgangslage für das Ziel, an dem ich mich messen lasse: Ich will, dass die Lebenssituation der Frauen in vier Jahren besser ist als heute.

STANDARD: Aber Ihr Ministerium bekommt kein eigenes Geld, zerfledderte Kompetenzen - was können Sie da viel tun?

Bures: Ich werde aber auch für den öffentlichen Dienst zuständig sein - darin ist auch das Gleichstellungsgesetz im Bundesdienst enthalten, wo man viel für die Frauen tun kann. Und ich werde die Budgetsektion im Kanzleramt übernehmen. Ich werde darauf schauen, dass das Frauenministerium einen gerechten Anteil am Geld bekommt. In den anderen Bereichen werde ich eng mit den Kolleginnen und Kollegen kooperieren. Ich habe auch das Gefühl, dass es in der gesamten Regierungsmann- und -frauschaft ein neues Bewusstsein gibt, was Frauenanliegen betrifft. Das mag auch daran liegen, dass wir eine sehr junge Regierung sind und dass die Hälfte der SPÖ-Regierungsmitglieder Frauen sind. Das ist zumindest ein guter Anfang.

STANDARD: Dennoch: Für den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen oder das Kindergeld ist die Familienministerin zuständig, nicht Sie.

Bures: Es gibt ein Regierungsübereinkommen, an das sich alle zu halten haben. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein wesentlicher Bereich, damit die Frauen Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Familienministerin wird die Flexibilisierung des Kindergeldes umsetzen - das ist einer unserer großen Verhandlungserfolge.

STANDARD: Das Kindergeld benachteiligt Alleinerzieherinnen, weil die Bezugsdauer kürzer ist, als wenn ein zweiter Partner da ist. Für Sie ist das trotzdem ein Erfolg?

Bures: Das wird noch ausverhandelt. Bei der Anrechnung des Wochengeldes will ich verhindern, dass berufstätige Frauen benachteiligt werden.

STANDARD: Beim Kindergeld ist das letzte Wort noch nicht gesprochen?

Bures: Sicher nicht. Wir haben einen Rahmen vereinbart, die Details verhandeln wir noch.

STANDARD: Wie viele Kinderbetreuungsplätze fehlen?

Bures: Ich meine, in den nächsten vier Jahren sollten wir insgesamt 50.000 Plätze schaffen, durchaus auch über den Ausbau des Tagesmütterwesens.

STANDARD: Warum ist die SPÖ so gegen die steuerliche Absetzbarkeit von Kinderbetreuung? Was spricht dagegen?

Bures: Ehrlich gesagt kenne ich nicht sehr viele Frauen, die sich tatsächlich ein Kindermädchen leisten können. Wir investieren aber ohnehin schon sehr viel in Familienförderung. Schlecht sind wir, was die Infrastruktur betrifft. Überall dort, wo die Frauenbeschäftigungsquote höher ist, aber auch die Geburtenrate, gibt es auch mehr und bessere Betreuungseinrichtungen. Daher bin ich ganz pragmatisch der Ansicht: Wenn wir Geld in die Hand nehmen, dann doch bitte lieber in die Infrastruktur investieren. (Die Fragen stellte Petra Stuiber, DER STANDARD, Print, 15.1.2007)