Kurt Palm

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Librettist Pietro Antonio Domenico Bonaventura Trapassi

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... (Allein mit den vier Vornamen Trapassis könnte jede italienische Fußballmannschaft problemlos eine stabile Viererabwehrkette bilden).

Bekannt wurde Trapassi, der vor wenigen Tagen seinen 309. Geburtstag gefeiert hätte, wenn er nicht 1782 in Wien gestorben wäre, unter dem Künstlernamen Metastasio. Weshalb sich Trapassi diesen Namen zulegte, ist nicht ganz klar, zumal man dabei ja unweigerlich an Metastasen denken muss. Aber vielleicht waren diese im 18. Jahrhundert noch nicht so gefürchtet wie heute. Sehr wohl nachvollziehbar ist hingegen, dass sich der Schauspieler Oskar Josef Bschließmayer zu Beginn seiner Karriere in Oskar Werner umbenannte. "Josef Bschließmayer spielt Hamlet" wäre ja wahrlich nicht sehr werbewirksam gewesen.

Metastasios sterbliche Überreste liegen also in oben erwähnter Michaelergruft, wenngleich nicht im Originalsarg, sondern in einem so genannten "Umbettungssarg". Der Originalsarg wird zurzeit restauriert, weil tausende Angehörige einer der 600 heimischen Arten des Rüsselkäfers (Curculionidae) die Holzsärge in der Michaelergruft besonders schmackhaft fanden und im Begriff waren, selbige aufzufressen. Jetzt geht es den Käfern an den Kragen beziehungsweise Rüssel, und bald schon wird Metastasio wieder in seinem alten Sarg liegen können.

Bedeutung erlangte Metastasio vor allem als Textdichter von Mozarts Oper La Clemenza di Tito, auch wenn der Autor zum Zeitpunkt der Uraufführung bereits seit neun Jahren tot war. Circa 365 Jahre nach diesem Ereignis hörten meine Eltern eines Tages im Radio den Titel dieser Oper und regten sich fürchterlich darüber auf, weil sie dachten, das sei eine Oper über Josip Broz Tito. Auf Tito waren meine Eltern nicht gut zu sprechen, weil sie ihn für ihre Flucht aus Jugoslawien im Jahr 1945 verantwortlich machten. Aber trotz ihrer ablehnenden Haltung Tito gegenüber fuhren meine Eltern mit uns Kindern ab Mitte der 1960er-Jahre regelmäßig nach Jugoslawien auf Urlaub.

An den ersten Campingurlaub in Strunjan (Istrien) erinnere ich mich dabei besonders gut, weil meine Mutter ihre gesamte Kücheneinrichtung, inklusive Porzellanteller, mitnahm und bei 35 Grad im Schatten vor unserem Zelt auf einem riesigen Gaskocher Faschingskrapfen in heißem Fett herausbuk. Und zwar für mindestens 30 Personen, die vom Duft der frischen Krapfen angelockt wurden. Dass sich unter den Gästen auch zwei ehemalige Partisanen aus Titos Armee befanden, habe ich meinen Eltern nie erzählt. (Kurt Palm/ DER STANDARD, Printausgabe, 13./14.1.2007)