Bild nicht mehr verfügbar.

An der Farbe ihres neues Stadions können die Münchner erkennen, welcher Fußballverein gerade spielt. Ist es der FC Bayern München, dann leuchtet die Fassade rot, beim TSV 1860 München schimmert sie blau, bei Nationalspielen erstrahlt sie im neutralen Weiß. Die Fassade der von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron konzipierten Arena besteht aus über 1000 hinterleuchteten Luftkissen. Rote, blaue und transparente Abdeckscheiben in jeder Leuchte ermöglichen den individuellen Farbwechsel.


Allianz-Arena, München

Foto: AP/Endlicher

Bild nicht mehr verfügbar.

Lange Zeit war Beleuchtung eine rein funktionale Angelegenheit. Inzwischen sind Stadtverwal­tungen, Architekten und Immobilieneigentümer gleicher­maßen daran interessiert, das nächtliche Antlitz von Straßen, Plätzen und Gebäuden zu verschönern. Der Zweck der Beleuchtung geht heute weit über die Grundversorgung und über die klassischen Aufgaben wie Sicherheit im Straßenverkehr und Kriminalitätsprävention hinaus. Zunehmend wird Licht unter atmosphärischen und gestalterischen Aspekten eingesetzt. Der Wettbewerb zwischen den Städten ist groß.


Brücke über den Hugli River nahe Kalkutta, Indien.

Foto: AP/Das

Bild nicht mehr verfügbar.

Vorreiter in Sachen Stadt­beleuchtung ist die französische Stadt Lyon. Als eine der ersten Stadtverwaltungen erarbeitete sie Ende der Achtzigerjahre ein einheitliches Beleuchtungs­konzept, den so genannten Plan Lumière. Seitdem habe ein Stimmungswechsel stattge­funden, sagt Susanne Lettner, Leiterin von "Wien Leuchtet", der Magistratsabteilung für städtische Beleuchtung (MA 33). Wie viele andere hat sie das Beispiel Lyon genau studiert: "Das Image hat sich von einer Industriestadt zu einer Lichtstadt gewandelt."


Kathedrale Saint-Jean in Lyon, Dezember 2005.

Foto: APA/EPA/Fayolle

Lichtplan Wien 2007

Immer mehr Städte folgen dem französischen Beispiel und erarbeiten einen eigenen Masterplan Licht. Die Stadt Wien will den ihrigen Ende 2007 der Öffentlichkeit vorstellen. Neben ästhetischen spielen auch ökologische und ökonomische Aspekte eine wichtige Rolle. Die Planungsgrundlage soll dann für die folgenden zehn bis fünfzehn Jahre Gültigkeit haben. In einigen Städten wird sie auch für Investoren verbindlich sein. In Wien dagegen will man keinen Einfluss auf die Beleuchtung von Privatbauten nehmen.


Schwarzenbergplatz, Wien

Foto: Stadt Wien

Bild nicht mehr verfügbar.

Stattdessen konzentriert man sich auf die rund 200 öffentlichen Bauten, die es gilt, in Szene zu setzen. Erst vor Kurzem konnte die Stadt Wien mit ihren jüngsten Beleuchtungslösungen einen Erfolg verzeichnen: Sie erhielt den ersten Preis bei dem einmal im Jahr von Philips Lighting vergebenen City-People-Light Award. Prämiert wurden der Karlsplatz, die Reichsbrücke, die Wiener Ringstraße, der Vorplatz Schönbrunn sowie der von Alfredo Arribas gestaltete Schwarzenbergplatz.


Ringstraße, Wien

Foto: APA/MA 33

Bild nicht mehr verfügbar.

Lichtplaner weisen immer wieder darauf hin, dass man auch zu viel Licht einsetzen kann, dass auch hier weniger mehr sein kann. Christian Bartenbach, international anerkannter Licht­planer aus Tirol, hält farbiges Licht für eine Spielerei: "Damit verändert man die Architektur, farbiges Licht kann daher sehr schlecht sein." Zwar könne man es bewusst einsetzen, um ein unansehnliches Gebäude oder einen hässlichen Straßenzug verschwinden zu lassen. Aber sobald es um eine schöne Gebäudestruktur gehe, gelte es, diese hervorzuheben und nicht zu verändern.


HSBC-Zentrale, Hong Kong

Foto: APA/EPA/Bradshaw

Kritisch steht Bartenbach auch einem anderen Trend gegenüber, der sich in unseren Städten zunehmend breit macht – dem der Medienfassaden. Es sei ein Mittel, um für sich Reklame zu machen. "Man will anders sein. Das hat meiner Meinung nach aber wenig mit Architektur zu tun." Am Wiener Donaukanal steht der von Neumann & Partner errichtete Uniqa Tower. Die Fassade funktioniert wie ein übergroßer Fernsehbildschirm: Auf der 7000 Quadratmeter großen Fläche sind 40.000 Einzelbildpunkte in Form von LED-Leuchten integriert.


Uniqa-Tower, Wien

Foto: derStandard.at/Putschögl

Licht als Effektmittel

Die Uniqa Versicherung wollte mit der allabendlichen Lichtinstal­lation etwas Außergewöhnliches realisieren – und dies scheint ihr gelungen zu sein: "Wir spüren eine gesteigerte Präsenz im öffentlichen Raum. Das bezeugt die große Anzahl von Anfragen und Reaktionen", heißt es seitens der Uniqa. Ein Glück, dass sie die Vorreiter sind, denn: "Medienfassaden haben nur einmal Wirkung", weiß Christian Bartenbach, "wenn es mehrere machen, dann verschwindet es. So wie in Tokio." Da geht das Licht im Lichtermeer unter. (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13./14.1.2007)

Foto: derStandard.at/Putschögl