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Durch die Besserstellung nichtehelicher Lebenspartnerschaften sieht der Vatikan "Bedrohungen für die natürliche Struktur der Familie" in Form der Gleichstellung homosexueller Paare.
Foto: REUTERS/Max Rossi
Rom - Eine Gruppe von Homosexuellen hat am Samstag vor dem Vatikan gegen die wiederholten Appelle von Papst Benedikt XVI. gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften in Italien protestiert. Rund 200 Aktivistinnen und Aktivisten des Homosexuellenverbands Arcigay versammelten sich auf dem Petersplatz, schwenkten Fahnen und riefen. "No Taliban, no Vatican". "Italien ist ein souveräner Staat, die tägliche Einmischung des Heiligen Stuhls in die Angelegenheiten des Landes ist unannehmbar", sagte ein Sprecher von Arcigay.

Der Papst hatte sich diese Woche zwei Mal gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften und so bezeichnete "wilde Ehen" appelliert. Projekte, die anderen Formen der Partnerschaft juristische Anerkennung geben wollen, wirken "gefährlich und kontraproduktiv", hatte der Papst am Donnerstag betont. Andere Formen der PartnerInnenschaft als die Ehe würden letztlich und unausweichlich die legitime Familie schwächen und destabilisieren, die auf der Ehe zwischen Mann und Frau gründet.

Prodi für Gleichstellung

Die italienische Regierung von Romano Prodi meint es mit ihren Plänen zur Gleichstellung nichtehelicher LebenspartnerInnenschaften (PACS) ernst. Trotz wiederholter Appellen des Papstes zum Schutz der traditionellen Familie arbeitet das Kabinett an einem Gesetzprojekt, mit dem die so genannten "Ehen ohne Trauschein" eine gesetzliche Anerkennung bekommen sollen. Das Gesetzprojekt, das auch homosexuelle PartnerInnenschaften einschließen will, soll bis Ende Jänner verabschiedet werden, verlautete aus Regierungskreisen.

Adoption ausgeklammert

Die angestrebte Reform sieht vor, dass LebenspartnerInnen, die mindestens fünf Jahre zusammengelebt haben, künftig bei finanziellen Fragen wie Rente und Erbschaft ähnlich behandelt werden wie Eheleute. Das Thema Adoption wird ausgeklammert.

"Wir unterstützen die Familie. Wir haben keinerlei Absicht, Lebensgemeinschaften mit Familie gleich zu stellen. Uns geht es darum, mit einem Gesetz Rechten und Pflichten jener ItalienerInnen zu verankern, die nicht heiraten wollen, bzw. können", sagte Frauenministerin Barbara Pollastrini. Das neue Gesetz werde eine Synthese aus den Ansichten der verschiedenen Regierungsparteien sein.

Keine Diskriminierung auf Grund sexueller Orientierung

Der Senat hatte im Dezember die Regierung aufgefordert, einen Gesetzentwurf vorzulegen, in dem "die Rechte, auch in Bezug auf Steuern und nichtehelichen Lebensgemeinschaften anerkannt" werden. Dabei dürfe es keine Diskriminierung auf Grund des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung geben. Die Regierung Prodi hatte die Gleichstellung Anfang des Jahres im Wahlkampf versprochen. Der Vatikan lehnt die gesetzliche Anerkennung homosexueller Partnerschaften und so genannter "wilder Ehen" strikt ab.(APA)