"Weltweit leiden Millionen Menschen unter den Folgen von Konflikten und Krankheiten, doch wir bekommen kaum etwas davon mit", erklärte Nicolas de Torrente, Geschäftsführer der US-Sektion von "Ärzte ohne Grenzen".

So ergab eine Untersuchung von Mitarbeitern des Onlinemagazins "The Tyndall Report", dass die drei großen US-Fernsehsender im Jahr 2006 nur rund sieben von insgesamt mehr als 14.500 Nachrichtenminuten über die Situation in der Zentralafrikanischen Republik, in Sri Lanka und Kolumbien berichteten.

Grafik: STANDARD

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In der jährlichen Liste der "Ärzte ohne Grenzen" der "zehn vergessenen Krisen" steht die humanitäre Katastrophen-Situation für die Zivilbevölkerung in der Zentralafrikanischen Republik an der Spitze. Im Land stehen Putschversuche und Aufständen, seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960 an der Tagesornung.

Foto: APA/ Nicolas Cotto

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Konflikt in Tschetschenien

Ebenso wurden die Auswirkungen des Tschetschenien-Konflikts für die Zivililbevölkerung medial kaum aufgearbeitet.

Obwohl der Wiederaufbau in der Hauptstadt Grosny begonnen hat, sind noch immer Tausende ohne Bleibe. Ärzte ohne Grenzen helfen in den vollkommen verarmten Gebieten, in denen die Gesundheitsversorgung kaum noch funktioniert.

Foto: REUTERS/Said Tsarneyev

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Konflikte im Kongo

In der Demokratischen Republik Kongo konnten die Menschen 2006 zum ersten Mal seit Jahren wieder an demokratischen Wahlen teilnehmen, dennoch herrscht im Land weiterhin Gewalt durch bewaffnete Banden und die nationale Armee. Die Bevölkerung lebt auch weiterhin unter Kriegsbedingungen.

Foto: REUTERS/Sarah Crowe

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Somalia

Auch kritisiert die Organisation, dass zwar über den Krieg in Somalia aber kaum über die Lebensumstände der Bevölkerung in Somalia berichtet wird. Die Lebenserwartung der Bewohner wird auf 47 Jahre geschätzt. Mehr als ein Viertel der Kinder stirbt noch vor dem fünften Geburtstag.

Foto: REUTERS/Sahal Abdulle

Gewalt auf Haiti,

"Das Leben in Haitis Hauptstadt Port-au-Prince beispielsweise ist seit Langem von Gewalt geprägt. Doch obwohl das Land nur 50 Meilen von den USA entfernt liegt, hatten die TV-Anstalten im Vorjahr nur 30 Sekunden Sendezeit dafür übrig", erklärte de Torrente weiter. Über fünf der Krisen gab es gar keine Berichterstattung.

"Wir wissen, dass Medienaufmerksamkeit allein noch keine Verbesserung bedeutet", sagte de Torrente. "Bericht- erstattung ist aber oft eine Vor-aussetzung für Hilfe und politische Aufmerksamkeit. Das Schlimmste ist, wenn Menschen in Not vollkommen vergessen werden."

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Kämpfe in Sri Lanka

"Wir wissen, dass Medienaufmerksamkeit allein noch keine Verbesserung bedeutet", sagte de Torrente. "Bericht-erstattung ist aber oft eine Voraussetzung für Hilfe und politische Aufmerksamkeit. Das Schlimmste ist, wenn Menschen in Not vollkommen vergessen werden."

Auch in Sri Lanka haben die Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den "Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE) furchtbare Lebensumstände für die Bevölkerung zur Folge. Auch Ärzte ohne Grenzen mussten durch die heftigen Kämpfe für einige Zeit ihre Helfer abziehen.

Foto: AP/ ERANGA JAYAWARDENA

Tuberkulose

Die Krankheit Tuberkulose und die Unterernährung in den armen Ländern, der jährlich Millionen Kinder zum Opfer fallen, gehören zu den Krisen, die keinem einzelnen Land zuzuordnen sind.

Im Fall von Tuberkulose habe sich die Situation durch die Entdeckung der extrem resistenten Form (XDR-TB) noch verschärft, erklärte Tido von Schön-Angerer, Direktor der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. Er kritisiert, dass trotz mehrerer Millionen Tuberkulosetoten jährlich keine ausreichenden Anstrengungen unternommen würden, um die Krankheit zu bekämpfen. (APA, red/DER STANDARD Printausgabe 10.1.2006)

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Über die sudanesische Krisenregion Darfur und den Osten des Tschad wurde zwar deutlich mehr berichtet als im Jahr davor, die Lebensbedingungen der dortigen Bevölkerung seien jedoch nicht besser geworden.

Die Sicherheitssituation in Darfur habe sich so weit verschlechtert, dass die Organisation die Programme vor Ort habe einschränken müssen.

Foto: AP/ ALFRED DE MONTESQUIOU