Kürzlich fanden gleichzeitig Konferenzen in Teheran, Paris und Wien statt. Im Iran darüber, ob es wirklich einen Holocaust gegeben habe; und wie man Israel von der Landkarte "tilgen" könne.

In Wien versicherte der iranische Botschafter in einer gemeinsamen Veranstaltung mit dem Österreichischen Institut für Internationale Politik (ÖIIP) zu "... Peaceful Nuclear Policy and Activities of the Islamic Republic of Iran" der Welt atomare Friedensliebe.

An der Science Po in Paris forderten 1000 angesehene Intellektuelle, darunter Nobelpreisträger, endlich umfassenden Boykott, keine Atomwaffen und die seit August fälligen UNO-Sanktionen gegenüber dem Mullah-Regime. "Militärische Mittel" seien ausdrücklich "nicht auszuschließen".

In Wien hingegen gab es zur ÖIIP-"Lecture" durch seine Exzellenz folgenden Mailwechsel zweier Institutsleiter.

"Lieber O., lieber H., ich muss gestehen ich finde es, freundlich gesagt, sehr sehr wagemutig solchen Leuten unter solch einem Titel eine Bühne durch ein renommiertes Institut zu geben, das ist ein bisschen jenseits meines Fassungsvermögens als interessierter Citoyen - aber vielleicht kann mich ja jemand über den verborgenen Nutzen solcher Übungen aufklären. Alles Gute Euer ...".

ÖIIP: "Lieber B., der Nutzen aus unserer Sicht ist es, ein wichtiges sicherheitspolitisches Thema auch in Österreich öffentlich zu diskutieren. Natürlich bin ich - gerade nach der Holocaust-Konferenz - auch ins Grübeln gekommen. Aber wir werden klar machen, dass es über das eine keine Diskussion - Holocaust - geben kann, über die Nuklearfrage man aber reden muss.

Dass das nicht unkritisch geschieht, dafür werden wir, vor allem auch die beiden österreichischen DiskutanntInnen, H. und G. schon sorgen.

Der Titel steht übrigens unter Anführungszeichen, es war der von der Iranischen Botschaft vorgeschlagenen Titel. Also, sei auf jeden Fall so freundlich, und höre es Dir vielleicht (auch) an, Du wirst in guter nationaler wie internationaler Gesellschaft sein. Wie wir es als rennomiertes Institut auch gewohnt sind.

Beste Grüße, O.H."

"Lieber O., danke für Deine Aufklärung. Bin ja schon beruhigt, warum eigentlich?, dass man bei der Veranstaltung nicht über den Holocaust diskutieren will - warum eigentlich nicht? - sondern nur über Iran's Beteuerungen, keinen nuklearen Holocaust anzustreben.

Auch mit Hitler gab es ja sehr interessante Debatten über seine ständig beteuerten Friedensabsichten, und viele damals, die ihnen keinen Glauben schenkten, wurden als ,Kriegshetze' gebrandmarkt - mit den bekannten Resultaten.

Und trotz oft allzu billiger Dämonisierung unliebsamer Tyrannen als ,neuer Hitler': noch nie seit Hitler hat ein Staatschef so offen und unverhüllt dem jüdischen Volk in Israel mit Vernichtung gedroht. Ob man darüber als renommiertes Institut "in guter nationaler wie internationaler Gesellschaft" in aller Ruhe diskutieren kann, wage ich weiterhin zu bezweifeln.

Daher wäre ich Deiner freundlichen Einladung auch dann nicht gefolgt, wenn ich morgen nicht in Brüssel wäre.

Meine Verstörung ist leider anhaltend und tief, es handelt sich, ehrlich gesagt, um blankes Entsetzen. Ich bitte Euch inständig, diese Propagandaveranstaltung der iranischen Botschaft (unter welchem Vorwand auch immer) kurzfristig abzusagen, weil der Makel, ihnen ein Forum geboten zu haben, Eure eigene Respektabilität zu beschädigen droht.

Beste Grüße, ..."

Alle Veranstaltungen fanden statt; in Wien unter nachträglichem Protest (siehe auch: doew.at ). (Bernd Marin/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 8.1.2007)