Beim Finanzminister läuft das im realen Leben der Verhandlungen über eine große Koalition nicht viel anders: Er ist nicht mehr der von vielen kritiklos bewunderte - nach Eigendefinition unabhängige, genauer gesagt, nur von Kanzler Wolfgang Schüssel abhängige - Politiker. Vielmehr ist er im Verhandlungspoker über Rot-Schwarz selber zum parteipolitischen Spielball geworden. Wie ein Dominostein. Die Spielmacher sind zwei andere: Schüssel und SP-Chef Alfred Gusenbauer, der als präsumptiver Bundeskanzler bei der Ausgestaltung der künftigen Budgetpolitik naturgemäß eine Schlüsselrolle spielen muss.
Kristallglamour
Kein Wunder, dass die Boulevard-Medien sich seit Tagen überschlagen mit Schlagzeilen und Meldungen darüber, ob der "Sunnyboy" in der Politik bleibt und sogar noch das Vizekanzleramt dazubekommt - oder doch in die "internationale Finanzszene" wechselt. Die Massen mögen solche Beziehungsgeschichten, umso mehr, wenn sie auch noch von Kristallglamour begleitet sind, von Grasser selbst stark betrieben.